Bruder Walter Faulmüller

Vor 60 Jahren, am 14. Mai 1948, wurde der Staat Israel durch seinen ersten Präsidenten David Ben Gurion in Tel-Aviv proklamiert – ein wahrhaft merkwürdiges, weltgeschichtlich einmaliges, erfreuendes und erschütterndes Ereignis!

Wer den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Gott der Propheten und den Vater Jesu Christi kennt, wird in dieser Zeit vermehrt Jerusalem und Israel von Herzen Glück wünschen:
Es möge wohl gehen denen, die Dich lieben. Es möge Frieden sein… Innerhalb und außerhalb Deiner Grenzen, Frieden auch Deinen Nachbarn, ja, auch Deinen Hassern!

Auch geben die zurückliegenden fünf Jahrzehnte den Gottesmenschen in aller Welt reichlich Anlaß zum Dank an Gott mit und über Seinem erwählten Volk, für Sein Leiten, Segnen und Bewahren, zugleich zu Schmerz und Beugung über soviel vergossenes Blut und mannigfache Schuld, von der kein Volk ausgenommen ist.

p_UrchristlZeichen-gruenDaß in all diesem Geschehen verborgen die ausgestreckte, mächtige Hand des Hüters Israel waltete, gehört nun schon zu dem Geheimnis, von dem wir reden. Gottes Geheimnisse werden nicht mit dem Verstand enträtselt – es bedarf der Offenbarung von oben, um sie zu erahnen und zu schauen. Noch ist Israels Geheimnis vielen verborgen. Was jedoch heute noch – je nach Standpunkt – als unbegreiflich, unerforschlich, verborgen, ja absolut unmöglich, ungöttlich, entsetzlich, grausam – einfach Gottes unwürdig – dem wahren Gott vorgeworfen wird, muß dann, wenn die Decke ganz weggenommen wird, geläutert aufgehoben sein in der ungetrübt frohen Erkenntnis und dem Jubel: ER hat alles wohlgemacht!

Natürlich gehören für sehende Augen zum Geheimnis des Gottesvolkes auch all die erstaunlichen Leistungen dieses kleinen Volkes, seine schöpferische Kraft und Fruchtbarkeit in allen Bereichen von Kunst und Wissenschaft, Landwirtschaft und Wehrtechnik, Tatsachen, die eigentlich erst im 20. Jahrhundert allgemein erkannt und anerkannt wurden.

Wir richten unseren Blick aber auf etwas ganz Einfaches und doch nicht nur vielen Juden Verborgenes: Christen, das sind wörtlich übersetzt in die Sprache Israels, “Messianer”, Leute, die an den Messias Israels glauben. Der kam – anders als erwartet und doch dem prophetischen Zeugnis gemäß – als Lamm Gottes, als für uns gekreuzigter, und ist so durch sein Opfer zum Heil der Welt geworden. So bezeugt es der Prophet: Es ist ein geringes, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels wiederzubringen; sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist mein Heil bis an der Welt Ende! Und der Apostel betont: für die Juden zuerst, dann auch für die Heiden!

Wenn das wahr ist, und es gehört für uns Christen zum Fundament unseres Glaubens, dann kann und darf und wird es nicht so bleiben, daß der Messias – Ziel und Erfüllung aller Gotteszusagen an Israel – in Seinem Volk als ein Fremdling, ja schlimmer, als verfluchter Feind und Verführer, als “Un-Person” gesehen wird. Dankbar für das Heil, das von den Juden kommt, erhoffen und erwarten wir mit den Aposteln und den messianischen Juden aller Zeiten in heiliger Sehnsucht den Zeitpunkt, wo nach manchen Irrwegen (die auch in Gottes Plan einbezogen sind, sogar zu unserem Heil) das ganze Israel dem in Herrlichkeit wiederkommenden Messias Jesus das Benedictus “qui venit in nomine Domini” – Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! – entgegenruft.

Dies Geheimnis sollte euch bewußt sein, ihr Brüder aus den Heiden, damit bei euch nicht ein falscher Stolz aufkomme: (hätten wir doch diese apostolische Mahnung in ihrem ganzen Ernst zu Herzen genommen!): Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren so lange, bis die Zahl der Heiden erfüllt ist (also uns zugut!) Und so wird dann das ganze Israel errettet!

Gewiß ist es schon eine einfache Pflicht der Dankbarkeit, daß durch uns Christen das Gottesvolk des Sinaibundes für seinen Messias fragend, aufmerksam, nach ihm verlangend gemacht wird. Doch hat es Jesus, der gekreuzigte, auferstandene, wiederkommende Messias nicht in unser Belieben gestellt, Israel sein Heil zu bezeugen. Es ist sein ausdrückliches Gebot – allerdings ein Gebot der Liebe. Wir gehen dem Tag entgegen und sehnen uns danach, da die erlösten Israels und den Christgläubigen aller Völker den Herrn und seinen Gesalbten preisen über dem aufgedeckten gottseligen Geheimnis Seines Heils für Israel und alle Welt. Auch darum lieben wir Sein Erscheinen und rufen: Wo bleibst Du, Trost der ganzen Welt? Ja, komm, Du Wurzel des Geschlechts David, Du heller Morgenstern.
Amen, ja komm, Herr Jesus!