Beten angesichts des Krieges in der Ukraine kann sicher sehr unterschiedlich aussehen. Ob es ein ohnmächtiges Schweigen vor Gott ist oder zu einem fürbittenden Flehen wird angesichts der grausamen Geschehnisse, die uns in Bildern und Filmszenen nahekommen? Worte der Heiligen Schrift können dazu hilfreich sein, besonders Psalmworte, die ähnliche Erfahrungen in Worte fassen. Der folgende Impuls des deutschen griechisch-orthodoxen Erzpriesters Radu Constantin Miron will uns auf seine Weise Anregungen dazu geben. Sie weiten den Blick auf die gesamte Geschichte der Menschheit und die Tragik von Kriegen mit ihren verhängnisvollen Verirrungen.
Gebet für die UKRAINE @ unsplash
„Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ So lautet das Erste der Zehn Gebote, die wir alle kennen. Und im Fünften Gebot heißt es dann: „Du sollst nicht töten!“
Probst Heinrich Grüber, jener evangelische Pfarrer aus Berlin, der seinerzeit für seine Überzeugungen von den Nazis ins KZ gesteckt wurde, sagte einmal: „Der Krieg … ist nicht nur ein Verstoß gegen das fünfte Gebot, sondern vor allem gegen das erste.“
Diese Worte wurden sicherlich in anderer Zeit und anderem Kontext gesagt. Sie haben aber, wie ich meine, nichts an Aktualität und Richtigkeit eingebüßt.
Sie sind aktuell, denn nach wie vor gilt das Erste Gebot, das uns die Einmaligkeit und die Einzigartigkeit unseres Gottes gebietet und unser dementsprechendes Verhalten einfordert.
Gleichzeitig muss man aber auch sagen: Nach wie vor, eigentlich seit dem ersten Augenblick unserer Existenz auf Erden, stellen wir Menschen durch unser Verhalten dieses Gebot infrage. Bereits Adam und Eva streben ja laut dem biblischen Bericht nicht nur nach Erkenntnis, die sie erlangen wollen, sondern es geht ihnen im Grunde um die Macht Gottes, um die Allmacht des Schöpfers, die sie für sich beanspruchen. Und genau das tun wir doch auch, wenn wir unserem Mitmenschen, von dem es in eben diesem biblischen Schöpfungsbericht heißt, er sei nach dem Bild Gottes geschaffen, wenn wir diesen Mitmenschen unterdrücken, quälen, vergewaltigen, mit Krieg überziehen oder töten.
Das Verbot „Du darfst nicht töten!“ leitet sich wie alle anderen Gebote daraus ab, dass ich Gottes Herrschaft über mein eigenes Leben und das Leben der ganzen Welt, die er uns geschenkt hat, anerkenne und bekenne. Wenn ich hingegen den Krieg ausrufe oder auf mein Koppelschloss „Gott mit uns“ schreibe, pervertiere ich den guten Schöpfergott damit zum Kriegsherrn. Das darf nicht sein! Um Gottes willen und um des Menschen, also um meines Bruders, meiner Schwester willen! Amen.
Autor
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Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland
„Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“ Dieses Wort von Johann Wolfgang von Goethe aus dem „West-Östlichen Divan“ von 1819 gilt auch für die ökumenische Landschaft Deutschlands,