Beispiel einer Reaktion auf aktuelle Herausforderungen

Wenn auf einmal so ziemlich alles wegbricht, was bisher die Arbeit und das Miteinander einer Gemeinschaft gekennzeichnet hat – was dann? Was zuerst mehr Fragen aufwirft, als einem lieb ist, kann sich zu einer wunderbaren Gelegenheit entwickeln, wenn die innere Bereitschaft und Flexibilität vorhanden sind. Über ein solches Gottesgeschenk lesen wir hier.

Erst die Pandemie und dann der Krieg in der Ukraine mit den daraus entstandenen Folgen – da passt der anspruchsvolle Begriff „Zeitenwende“ ganz gut.

Während der Pandemie hat eine Gemeinschaft wie Jugend mit einer Mission, in der Bewegung und Internationalität zentral sind, viel eingebüßt. Fast zwei Jahre lang konnte keiner unserer Kurse stattfinden. Das brachte es mit sich, dass wir in unserem Schulungszentrum, dem Hurlacher Schloss, keine Studenten hatten; und das wiederum bedeutete, dass unser Schloss leer war. 

Und dann kam der 24. Februar 2022, der Kriegsbeginn. An diesem Tag war Ruslan Garbar, einer unserer Zentrumsleiter, der ursprünglich aus der Ukraine stammt, auf dem Weg in seine Heimat, wo er einige behördliche Angelegenheiten klären wollte. Bis zur polnisch-ukrainischen Grenze hat er es geschafft – aber dann musste er umkehren und zurückfahren. Er erzählte uns von dem, was er gesehen und gehört hatte, vor allem aber von seiner Befürchtung, dass jetzt Millionen Ukrainer ihr Land verlassen müssten und Zuflucht in Westeuropa suchen würden. 

Schnell haben wir ein Krisenteam zusammengerufen und genauso schnell trafen wir zwei wichtige Entscheidungen: das Schloss für ukrainische Flüchtlinge zu öffnen und Hilfsgüter-Transporte für die Ukraine zu organisieren.

Im Rückblick ist es erstaunlich, wie schnell es dann ging, wie viele sich engagierten und mit welch starker Motivation dies geschah: Wie wir innerhalb von drei Tagen die ersten Hilfsgüter zusammenbekamen, sie – in enger Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft in Hurlach – an die polnische Grenze schicken konnten und gleichzeitig im Hurlacher Schloss die ersten ukrainischen Gäste willkommen geheißen haben. 

Auf unserem Basketballplatz wurde ein großes Zelt aufgebaut, wo all die Hilfsgüter gelagert wurden, bis der Transport organisiert wurde. Im Schloss wurde eine „Schloss-Boutique“ mit gespendeter Kleidung eingerichtet, in der sich alle ankommenden Gäste aus der Ukraine bedienen konnten. Es gab viele fleißige Hände, die Spenden sortiert und liebevoll eingeräumt haben. Viele Menschen kamen hier mit sehr wenig Gepäck an. Manches Gepäckstück war auf der Flucht verloren gegangen – und dann war man dankbar, dass wir sie erstmal mit dem Nötigsten versorgen konnten. 

Insgesamt konnten wir über 200 Personen im Schloss aufnehmen; dabei sind die Gäste, die für nur eine Nacht da waren, nicht mitgezählt. Die meisten davon konnten wir an Privatunterkünfte vermitteln. Über 100 Tonnen Hilfsgüter wurden über Polen in die Ukraine transportiert und verteilt.

Ja, es war eine „Zeitenwende“: Wir haben gewagt etwas zu tun, was nicht zu unseren „täglichen Aktivitäten“ gehörte

Mit Gottes Hilfe und mit der Unterstützung von vielen Freunden und Gemeinden haben wir es geschafft. Unsere Dankbarkeit ist so groß, dass wir es jederzeit wieder tun würden.


Autor

Sokol Hoxha
Sokol Hoxha, Jugend mit einer Mission, Hurlach
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