Editorial – 9-2023
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Schwestern und Brüder,
ZEITENWENDE
Den Begriff „Zeitenwende“ für den Titel dieser Ausgabe haben wir in der Redaktion kurz nach der bekannten Rede von Bundeskanzler Scholz gewählt. Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hatte er von einer „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“ gesprochen. Inzwischen wurde dieser Begriff zum Wort des Jahres 2022 gewählt.
Nicht nur die Wirtschafts- und Energiepolitik, die Sicherheitspolitik und Vieles mehr hat sich inzwischen sehr verändert. Auch emotional fand in der Bevölkerung eine Wende statt. Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa oder gar einem Weltkrieg, aber ebenso vor der Bewältigung des alltäglichen Lebens angesichts der Inflation und drohender Armut bzw. eines deutlichen Wohlstandsverlusts machen sich bemerkbar. Viele junge Menschen haben ihre Zuversicht verloren. Das begann, als die Corona-Pandemie noch nicht ganz abgeklungen war und zugleich die Klimakrise sich im politischen und gesellschaftlichen Bewusstsein in tiefem und breitem Maß ausgebreitet hat.
„Zeitenwende“ ist ein Wort, das speziell für den Beginn der christlichen Zeitrechnung oder allgemeiner für den Übergang in eine neue Ära verwendet wird. So lag es für uns nahe, im Horizont der Bibel und damit zusammenhängender Geschichtsbetrachtung Zeitenwenden näher zu betrachten. Die Menschwerdung Gottes mit der Geburt Jesu gehört dazu. Das wiederum führt auch zu der Frage, worauf die Menschheitsgeschichte hinsteuert, was ihr Ziel ist. Sich dessen zu vergewissern ist für Menschen, die ihr Leben Gott anvertrauen und dem Wort der Heiligen Schrift trauen, eine tiefgehende Hilfe angesichts der Erschütterungen unserer Zeit.
Inmitten der Verlust- und Begrenzungserfahrungen, die wir persönlich erleben und nun auch eher in unserer Wohlstandsgesellschaft insgesamt realisieren müssen, hilft uns ein Blick in die „Regierungserklärung Jesu“. Die Seligpreisungen in der Bergpredigt beschreiben eine Spannung, die zu einer tiefgehenden Hilfe werden kann. In einem weiteren Beitrag zum Thema wird uns ein Weg der Reifung der Kirche durch die Geschichte aufgezeigt. In einem großen Bogen werden uns verschiedene Epochen beschrieben, die jeweils neue Sichtweisen auf die Welt eröffnen – auf dem Weg zur neuen Welt Gottes.
Lebensspuren angesichts persönlicher Umbrüche wie auch im Bereich der Landwirtschaft oder im Erleben einer christlichen Gemeinschaft machen aktuelle verschiedenartige Veränderungen anschaulich. Selbstverständlich ist der Krieg in der Ukraine ein ständiger Anruf an unsere Gebetsverantwortung. Erfreulicherweise gibt es dazu vielerlei gemeinschaftliche Initiativen. Als Anregung zum Gebet soll uns eine orthodoxe Stimme dienen.
Der Blick vom göttlichen Ziel der Geschichte her hilft uns, das momentan Erlebte in einen größeren Horizont zu stellen. Der gekürzte Text einer Predigt über Offb 7,9-17 aus der Schatzkiste väterlicher Texte ist dazu eine mutmachende Hilfe.
In der fortlaufenden Betrachtung des Einheitsgebets geht es diesmal um die Bedeutung des Blutes Jesu für Israel und „das Land seines Erbes“. Nicht zuletzt ist der Blick auf die Situation der verfolgten Christen in unserer Zeit sehr wichtig. Dafür sind unsere Wachsamkeit und unser priesterlicher Dienst besonders gefragt.
Das von Gott geschenkte Unerschütterliche (s. Hebr 12,27+28) wird durch die Zeiten hervorkommen. Vertrauen wir inmitten aller Umbrüche auf diese mutmachende Verheißung!
Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa oder gar einem Weltkrieg, aber ebenso vor der Bewältigung des alltäglichen Lebens angesichts der Inflation und drohender Armut bzw. eines deutlichen Wohlstandsverlusts machen sich bemerkbar.
In herzlicher Verbundenheit
Walter Goll
Ottmaring, Ende Februar 2023
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