Unser Blickwinkel oder Horizont, der sich vor uns auftut, beeinflusst unsere Einschätzung der Situation, in der wir uns befinden. Wenn wir mit dem Navigationsgerät in einer unbekannten Gegend unterwegs sind, bekommen wir Orientierungsprobleme, wenn das Navi ausfällt. Anders ist es, wenn wir diese Gegend kennen oder uns zuvor eigenständig orientiert haben und deshalb einschätzen können, wo wir sind und welche Strecke noch vor uns liegt. Das gilt auch für das Erleben unserer Zeit. So kann uns der größere biblische Horizont durch das Wort Gottes zu einer hilfreichen Festigkeit verhelfen angesichts so mancher Unabwägbarkeiten, die wir zurzeit erleben.
Unsere aktuelle Zeit ist eine Zeit großer Umbrüche. Das bringt Verunsicherung mit sich, wie es beim Erleben von Krisen natürlicherweise der Fall ist. Ausgelöst durch den Ukraine-Krieg hat sich die deutsche Regierung zu einer einschneidenden Neuausrichtung ihrer Sicherheits- und Außenpolitik veranlasst gesehen. Mit dem Begriff einer Zeitenwende wurde dieser Politikwechsel bezeichnet. Bereits das vergangene Jahrzehnt wurde von weltweiten Rebellionen und Aufständen geprägt. Deshalb tauchen zu Recht Fragen auf, wie es denn künftig in dieser Welt aussehen wird. Vom biblischen Zeugnis her kommt die entscheidende Antwort, der wir nachspüren wollen.
In Hebr 12,26b-29 (Einheitsübersetzung) lesen wir von einer eigentümlichen Verheißung: „… Noch einmal werde ich zum Wanken bringen – nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel. Dieses Noch einmal aber zeigt an: Das, was erschüttert wird, weil es geschaffen ist, soll verwandelt werden, damit allein das bleibt, was nicht erschüttert werden kann. Darum wollen wir dankbar sein, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, und wollen Gott so dienen, wie es ihm gefällt, in ehrfürchtiger Scheu; denn unser Gott ist verzehrendes Feuer.“
Das, was erschüttert wird, weil es geschaffen ist, soll verwandelt werden, damit allein das bleibt, was nicht erschüttert werden kann. (Hebr. 12,27)
Trotz mancher möglicherweise angsterregender Aussagen stellt das biblische Zeugnis mit dem unerschütterlichen Königreich Gottes eine große Verheißung in Aussicht. Durch alle Krisen und Ängste hindurch wird das gottgeschenkte Verlässliche und Beständige bleiben. Wir wissen, dass dieses Reich mit der Menschwerdung Jesu bereits begonnen hat. Die zentrale Zeitenwende waren sein Kreuzestod, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt mitsamt seiner Inthronisation beim himmlischen Vater als König der Könige und Herr aller Herren. Die Zugehörigkeit zu diesem Königreich wird geschenkt durch die Neugeburt von oben. Umgesetzt wird sie in der Nachfolge Jesu und damit im Hinein-genommen-sein in das gemeinsame Leben Gottes und all der Seinen. Das ist wie die Beheimatung in einer sicheren Burg voller Leben. Erfüllt von der damit zusammenhängenden Liebe Gottes sind wir Teil derer, die mit ihren jeweiligen Gaben und ihrer ganzen Existenz dienstbar sind im Sinne des Königs.
Die zentrale Zeitenwende waren sein Kreuzestod, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt mitsamt seiner Inthronisation beim himmlischen Vater als König der Könige und Herr aller Herren.
Bis das jedoch für alle Kreatur offensichtlich und unübersehbar sein wird, haben die Menschheit und die Christenheit noch verschiedene Zeitalter und Weltereignisse zu durchleben. Diese Endzeit dauert nun schon ca. 2.000 Jahre und strebt ihrem Ziel entgegen. Zielbewusst leben ist deshalb der Weg, der sich gemeinsam gestalten lässt und der eine begründete Hoffnung ausstrahlt. Jesus ist Alpha und Omega, der Erste und der Letzte, gerade auch bezüglich der Machtentfaltungen dieser und kommender Weltzeiten. Deshalb ist der ständige Blick auf ihn anstatt auf die wankenden und erschreckenden Umstände und Vorkommnisse unserer Zeit so wichtig.
Pfarrer Klaus Heß hat es einmal so gesagt: „Wir brauchen das tiefe Glaubensbewusstsein, dass dieser Jesus, dieser Bruder, dieser Erlöser, dieser treue Hirte, dieses Lamm, dass er wirklich der ist, dem alle Gewalt gegeben ist; dass Gott ihn erhöht hat zu seiner Rechten; dass dieses Lamm mitten im Thron ist, dass er ein Herr aller Herren, ein König aller Könige, dass er wirklich der Wiederkommende ist.“1
Die Hoffnung auf eine gute Zukunft ist unerlässlich für uns Menschen. Im Lauf der Weltgeschichte hat es Zukunftsentwürfe gegeben, die mehr oder weniger gelungen oder auch schrecklich misslungen sind. Gerade die jetzige Zeit bringt viele Vorstellungen und Konzepte zur globalen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gestaltung mit sich. Der rasante technologische Fortschritt lässt auch angesichts verstörender Ereignisse den Traum gelingenden Lebens in der einen Welt aufleben. Vieles davon ist verheißungsvoll und segensreich. Verbunden mit weltanschaulichen Ideologien wie z.B. dem Transhumanismus und gewaltigen finanziellen Mitteln zur Transformation möglichst vieler wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Felder ist jedoch die Gefahr großer Verirrung mit Händen zu greifen.
Die Geschichte des Heils, die Gott durch die Zeiten hindurch ihrem guten Ziel entgegenbringt, geht jedoch unbeirrt, wenn auch oft verborgen weiter. In den Sendschreiben der Offenbarung an die sieben Gemeinden (Offb 2 und 3) wird vielfältig deutlich, wie angefochten der Weg der Christen, der Gemeinde und der Kirche durch die Zeiten ist. Wir stehen also unbedingt in einem Kampf in dieser Welt. Deshalb werden die Überwinder besonders verheißungsvoll hervorgehoben.
In Offb 5 wird eine atemberaubende Szene im Thronsaal Gottes beschrieben. Der Thronsaal ist der Ort der kosmischen Machtzentrale, von der durch alle Geschichte hindurch alle gestaltenden Kräfte des neuen Himmels und der neuen Erde ausgehen;
und sie reichen in alle Bereiche des Universums. Es geht um eine siebenfach versiegelte Buchrolle „in der Rechten dessen, der auf dem Thron saß“ (Offb 5,1). Der Zusammenhang zeigt, dass darin der Weitergang der Geschichte aufgezeichnet sein könnte. Alle himmlischen Scharen sind so gespannt, welches schöpferische Wort Gottes dort steht, das noch ausgehen muss, um den Heilsplan voranzubringen. Tragisch ist, dass niemand im Himmel, auf oder unter der Erde würdig ist, diese Rolle zu öffnen. Doch dann stellt sich heraus, dass der wahre Überwinder, der Löwe von Juda, der zugleich das geschlachtete Lamm ist, der einzig Würdige ist. Er kann die zu diesem Zeitpunkt nötige Zeitenwende in Gang setzen, indem er die Buchrolle öffnet. Würdig ist er deshalb, weil es von ihm heißt: Du hast „durch dein Blut Menschen für Gott erkauft aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation und hast sie unserem Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“ (Offb 5,9b-10; Elberfelder)
Auf dem Weg der Geschichte bis zu diesem Ziel gibt es dabei noch erschreckende Ereignisse. Sie werden im Alten Testament in prophetischen Schriften aufgeführt, in den Endzeitreden Jesu, in dem einen oder anderen Brief des Neuen Testaments und vor allem im Buch der Offenbarung. Schonungslos werden da auch sehr schreckliche Dinge aufgeführt. Das Geheimnis des Bösen, das durch Verführung die Menschheitsgeschichte in den Griff bekommen will, reift aus. Es hat aber keine Chance, endgültig zu siegen. Unweigerlich laufen alle Zeitenwenden darauf zu, wo es heißt: „Sieh her! Das ist das Zelt Gottes, das bei den Menschen steht. Und er wird mitten unter ihnen wohnen und sie werden seine Völker sein und er selbst, Gott, wird mit ihnen sein. Und er wird jede Träne in ihren Augen trocknen. Der Tod wird nicht mehr da sein, keine Trauer, kein Schreien und kein Schmerz wird mehr existieren. Denn das, was zur ersten Schöpfung gehörte, ist vergangen.“ Da sagte der, der auf dem Thron sitzt: „Achte gut darauf: Ich mache alles neu!“ (Offb 21,3-5; Das Buch) Wer im Lebensbuch des Lammes eingetragen ist, wird dabei sein. (Offb 21,27) Angesichts der Erschütterungen nicht nur unserer Zeit ist eine tiefe Verankerung nötig. Auf dem Weg zum Ziel Gottes braucht es deshalb die Einübung in das priesterliche Stehen vor dem Thron Gottes. Noch einmal Klaus Heß: „Unsere Hoffnung und Zukunft, unser Heute und Morgen ruht bei dem, der auf dem Thron sitzt …Da ist unser Herz verankert, bei dem Vater und bei unserem Hohenpriester und Bruder Christus; nichts kann uns aus seiner Hand reißen.
Autor
Vereinigung vom gemeinsamen Leben
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Vereinigung vom gemeinsamen Leben im Ökumenischen Christusdienst
Die Vereinigung vom gemeinsamen Leben im Ökumenischen Christusdienst ….
Fussnoten