Dein Blut komme über alle Menschen an allen Orten

Im letzten Heft wurden Gedanken von Luitpold Schatz über die Aussage „Dein Blut komme über alle Menschen“ veröffentlicht. Das wird nun präzisiert mit „an allen Orten“, „in allen Ständen“ und „mit allen ihren Anliegen“. Damit kommen die verschiedenen Lebensumstände der Menschen in den Blick, aber auch die Vielfalt der Berufe, der Politik, der Wirtschaft, der Kunst usw. Das weitet sich noch aus hin zu allen Anliegen der Menschen, denn die Liebe Gottes will wirklich allen zugutekommen

Ich empfinde den Hinweis auf die Lebensumstände der Menschen als hilfreich. Zunächst wird es nicht um Geographie gehen, sondern um den Einbezug der örtlichen Umstände menschlichen Daseins. Jeder Mensch lebt nicht irgendwo, sondern an einem Ort in einer bestimmten Gegend. Er wurde in eine Landschaft hineingeboren, die Zukunft mitprägt. Dabei erlebt er ethnische Unterschiede in der Abgrenzung durch politische Größenordnungen. Es entstehen unterschiedliche Empfindungen. So kann der Mensch dann sesshaft werden in tiefer Beziehung zu seinem Umfeld.

Er kann aber auch Nestflüchter werden aufgrund fatalen Beschäftigungsnotstands. Dann wird er Fremdling und dadurch unnahbar, oder er wird Vagabund und zieht von Ort zu Ort. Jedenfalls prägen Orte die Entwicklung der Seele. Das sind speziell Kirchen und Friedhöfe, kurzum wo spirituelle Ereignisse stattfanden.

Etwas gebremst könnte unser Beten für die Menschen an politischen oder religiösen Orten sein, in denen uns widersprechende Kulturen gepflegt werden. Aber gerade auf sie wäre das Blut Jesu dringend zu erbitten.

Dein Blut komme über alle Menschen in allen Ständen

Immer wieder werden wir beim Beten erinnert und ermahnt, die verschiedensten Entfaltungen des Lebens nicht nur gelten zu lassen, sondern keine davon auszuschließen. Der Begriff des „Standes” allerdings hat heute nicht mehr jenen Gebrauchswert, den er in Jahrhunderten vor uns hatte. Es ist daher besonders interessant festzustellen, wie zäh sich Wortverbindungen bis heute gehalten haben. Das ist bei der Bezeichnung „standesgemäß” feststellbar. Dieses Wort verweist auf einen Zustand, der heute nicht mehr sauber erklärbar ist, weil vielerlei verstanden werden kann.

Hier soll die Vielfalt der Berufe, der Politik, der Wirtschaft, der Kunst etc. ins Bewusstsein kommen. Oft haben sich die Stände im Lauf der Generationen polarisiert. Ursprünglicher Sinn war das Zusammenwirken der Verschiedenen. Im kirchlichen Bereich denkt man nochständegemäß, und zwar im Miteinander.

Hier spricht man vom ledigen Stand, vom verheirateten Stand und vom Witwenstand. Jedenfalls liefern Stände in einem Gemeinwesen jeglicher Art von Begabungen, Interessen, Prägungen und Tätigkeiten einen Schutzraum zur Förderung, Ergänzung und auch Vertretung gegenüber anderen Ständen.

Hier geht es zunächst um den Einbezug der vielen Lebensentfaltungen in das Spektrum des Gebets. Da bündeln sich dann verschiedene Welten. Wenn wir diese „bewusst vor Gott tragen”, dann wird man mit der Not unserer Zeit konfrontiert, dass Menschen mehr und mehr sich zu Individualisten entwickeln, die sich vor zusätzlichen Aufgaben für das Gemeinwohl scheuen.

Es geht um den Einbezug der vielen Lebensentfaltungen in das Spektrum des Gebets

Dein Blut komme über alle Menschen mit allen ihren Anliegen

Die Mitbeter werden merken, wie die Dimensionen des Lebens sich von Mal zu Mal immer weiter ausdehnen. Fast kann man von einer kosmischen Ausweitung des Betens sprechen. In der Tat ist der Mensch zwar in seinem Handeln begrenzt, in seinem Denken schon nicht mehr so, und in seinem „Herzen” ist er wirklich unbegrenzt. Jetzt sind alle Menschen und alle ihre Anliegen von den Betern in Verbindung mit Christus zu bringen. So wie die Menschen verschieden sind, so erst recht ihre Anliegen. Man muss sich recht in Acht nehmen, diese zu sortieren in sinnvolle und unsinnige. Ich habe eher den Verdacht, dass die unsinnigen Anliegen in verstärktem Maße die Hilfe Gottes brauchen. Die eigenen Anliegen dürfen hier nicht zum Maßstab werden.

Die Wirkkraft des Blutes Jesu nur dann zu glauben, wenn es sich um Menschen mit frommen Anliegen handelt, versperrt den Lebensstrom zu den Bedürftigen. Bei diesem Gebetsteil könnte eine Art Retourkutsche in Bewegung gesetzt werden und nach den Anliegen der Betenden gefragt werden. Sind meine Anliegen schon einmal durch den Willen Gottes geprüft worden? Wir alle wollen aber darauf verzichten, Anliegen anderer zu zensieren und lieber zu beten beginnen: Jesu Blut komme über alle Menschen mit allenihrenAnliegen. Amen.


Autor

Luitpold Schatz
Luitpold Schatz (1925-2014)

Vereinigung vom gemeinsamen Leben

  • Vereinigung vom gemeinsamen Leben im Ökumenischen Christusdienst

    Die Vereinigung vom gemeinsamen Leben im Ökumenischen Christusdienst ….

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Einheitsgebet

Betrachtungen

Luitpold Schatz


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