Liebe Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder,
nachdem die letzte Nummer die Begriffe Glaube, Hoffnung, Liebe umkreist und sie in Beziehung zum dreieinigen Gott gebracht hat, soll es jetzt um den „Glauben“ gehen. Wir betrachten ihn vor allem in der Beziehung zu Christus. In der nächsten Nummer soll er dann mehr in Verbindung mit dem Geheimnis des Leibes Christi thematisiert werden. Darüber hinaus haben wir vor, jeweils zwei Nummern zu „Hoffnung“ und „Liebe“ folgen zu lassen.
„Glaube 1.0“ – was ist das für ein seltsamer Titel? Nun, er hätte auch so lauten können: „Glaube, der die Welt überwindet“. Ob aber damit all das getroffen worden wäre, was in den Artikeln dieser Ausgabe steht? „Biblischer Glaube“ wäre ebenfalls denkbar, oder … Ja, Sie könnten selbst versuchen, eine passende Überschrift zu finden, die das zusammenfasst, was wir Ihnen dieses Mal ans Herz legen wollen.
Unser Redaktionsteam hat sich zu „Glaube 1.0“ hinreißen lassen. Das könnte ein Hinweis sein auf den einenGlauben, der uns Christen alle verbindet. Es ist auch der alte Glaube, der bis in die heutige Zeit mit dem Phänomen der Digitalisierung hineinreicht – und vielleicht an manchen Stellen noch mehr Schritt halten sollte mit den damit verbundenen rasanten Veränderungen. Aber Gott ist darin immer derselbe, Gott ändert sich nicht, „Gott allein genügt“, wie Teresa von Ávila sagen konnte. Und er geht auch mit in allem, was sich ereignet und entwickelt. Die Spannung zwischen dem Bleibenden und der Dynamik der Veränderung ist auch bezüglich des Glaubens eine Realität.
Inzwischen bewegt uns die globale Corona-Krise. Alle Artikel dieser Ausgabe waren bereits verfasst, bevor zunehmend Europa davon betroffen wurde. Etwas unheimlich ist dabei die Unsichtbarkeit des Erregers. Dessen Gefährlichkeit sowie die globalen Folgen der durch ihn verursachten Pandemie, die sich bis ins ganz Persönliche und bis in unsere Häuser und Alltagsumstände hinein gravierend auswirken, können wir auch als ein Bild betrachten, das mit dem Glauben zu tun hat. „Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht“ (Hebr 11,1). Beim Glauben geht es um eine substanzielle Tatsache, die unsichtbar ist – und rundum positiv. So, wie beim Corona-Virus spezielle Mikroskope erforderlich sind, um es sehen zu können, braucht es auch beim Glauben Augen, die von Gott geöffnet sind, um das wahrnehmen zu können, was man erhofft. Und auch Auswirkungen, die auf den ersten Blick gar nichts mit der eigentlichen Ursache zu tun zu haben scheinen, gibt es genug, sowohl bei Corona als auch beim Glauben. Denn der Glaube bleibt nicht ohne Wirkung, ohne Frucht.
Lassen Sie sich durch die verschiedenen Artikel dieses Heftes mitnehmen und zu einem erneuerten, erweiterten und vertrauensvollen Beziehungsverhältnis zu Christus verlocken, der auch eine Heimsuchung Gottes wie die Corona-Pandemie zum Guten verwenden kann.
Herzliche Grüße,
Walter Goll
Ottmaring, im März 2020