Brechen – das hat mit Krafteinwirkung, mit Gewalt zu tun. Brechen tut weh. Aber es gibt kein geistliches Wachstum und keine Verwandlung ohne Abbruch, Aufbruch, Einbruch, Zusammenbruch, Durchbruch … oder anders gesagt: ohne das Kreuz.

Im Brechen des Brotes kündigt sich das Kreuz an, das Sterben, das Loslassen und Abschiednehmen. Keiner kann dem Kreuz entgehen. Wer es fliehen will, den erreicht es doch. Wer es mit allen Mitteln abzulehnen versucht, den erdrückt die Last des Schmerzes und des Todes. Wer es aber annimmt, den trägt es. Das ist ein großes Geheimnis: Wer das Kreuz annimmt, den trägt es wunderbar.

Wirft das nicht ein ganz neues Licht auf alle Brüche in unserem Leben? Ich kenne keinen Menschen, der seinen Weg ohne Abbrüche und Neuanfänge, ohne Misserfolge und ohne Erschütterungen geht. Selbst wenn einer diese Momente ablehnt, wenn er sie nicht deuten kann und keine Ahnung hat, was durch diese Brüche in seinem Leben anders geworden ist – diese Momente sind bei jedem da. Und ich lerne immer mehr, dass diese Momente unwahrscheinliche Angebote Gottes sind.

Für mich hat das einen umfassenden und göttlichen Zusammenhang: Gott will, dass jeder von uns das Leben der Auferstehung gewinnt. Gott könnte das mit einem Schlag erreichen, in einem Augenblick. Aber Gott will, dass es wächst und reift. Darum mutet Gott einem Menschen Erschütterungen und sogar Abbrüche zu, weil er durch diese Ereignisse mit ihm sprechen will. Gott verwendet das Material unseres Alltags dazu, um uns durch diese Wachstumsphasen hindurchzuführen. Der Glaube braucht Bewährung. Die Brüche sollen uns dazu helfen, dass wir noch entschiedener und tiefer unser Angewiesensein auf Gott erleben und erleiden. Nicht aus meiner eigenen Kraft verdiene ich mein Brot. Nicht aus meinen eigenen Begabungen bin ich ein Zeuge und Botschafter des Evangeliums. Wenn ich meine Grenze erfahre und wenn ich mich herausfordern lasse, immer mehr von mir selbst loszukommen, kann Gott seine Kraft und Sendung in mich legen und durch mich und uns viel mehr wirken als wir selbst.

Lernen wir also, auf die Botschaft des Kreuzes in unserem Leben zu hören. Gehen wir dem Kreuz nicht aus dem Weg. Erbitten wir uns die Unterscheidung des Heiligen Geistes. Nur mit den anderen, die auch auf diesem Dienstweg sind, können wir die Unterscheidung herausfinden. Nur mit den anderen können wir das deuten und einordnen, was uns misslingt, was uns Schmerzen bereitet an Seele und Körper.

Wir sollen ja dem Leben dienen und zum Leben führen. Aber wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; erst wenn es stirbt, bringt es viel Frucht (Joh 12,24).

Also nur, was ich dankbar annehme, was sich aufbrechen und reinigen lässt von allem eigenmächtigen Selbst, das wird zur Gabe, die ernährt. Und dazu braucht es die Gemeinde, den lebendigen Organismus der Arbeiter und Diener Gottes.