Botschaft der Hoffnung beim Joelruf am Buß- und Bettag 2020
Botschaft der Hoffnung beim Joelruf am Buß- und Bettag 2020

Am Buß- und Bettag 2020 haben sich in der Corona-Krise geistlich Verantwortliche in Deutschland per Videoschaltung zu einem ökumenischen Gebet verbunden. In der Ankündigung des Gebets hieß es:

„Viele Menschen in unserem Land schauen emotional und mental wie gebannt auf ein Virus und dessen Auswirkungen. Im Unterschied zum Frühjahr haben bis hinein in christliche Kreise Verwirrung und Entzweiungen zugenommen. Alle Krisen und Erschütterungen der vergangenen Jahre haben bisher nicht dazu geführt, dass es ein neues Fragen nach Gott in unserem Land gibt. Man schaut in alle Richtungen, aber nicht nach oben. Wir haben alle Hände voll zu tun (auch in der Kirche), aber mehrheitlich falten wir sie nicht zum Gebet. Im Buch Joel aber ist genau das die Reaktion auf eine Krise: Zusammenkommen, Umkehren, Beten.“

Genau das geschah mit dieser Videoschaltung. Einen der dort gegebenen Impulse hat Dr. Johannes Hartl eingebracht. Er entspricht der Ermutigung, die uns in Hebr 10,23 gegeben ist: „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.“

Wenn man das Buch Joel liest und den Aufruf im zweiten Kapitel hört: „Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen; zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott!“ (Joel 2,12-13a), dann könnte man ja meinen, Buße sei etwas Trauriges und Düsteres, da müsse man sich in Sack und Asche wälzen. Aber ein paar Verse später, direkt nach diesem Aufruf zur Buße, lesen wir in Vers 21: „Fürchte dich nicht, juble und freue dich, denn der Herr hat Großes getan!“

Mich treibt es um, welche Macht Angst gerade in unserer Welt hat. Wir sind in einer Spirale der Angst. Kein Politiker will etwas falsch machen. Wir haben Angst vor dem, was noch kommen könnte. Wenn jemand zu optimistisch ist, dann sagen wir: „Der ist naiv.“ Aber ich möchte das klar biblisch sagen. In Röm 15 betet Paulus: „Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude.“ Das heißt: Hier wird nicht nur gesagt, dass Gott Hoffnung gut findet. Sondern er wird sogar charakterisiert als Gott der Hoffnung. Wir haben keinen Geist der Furcht empfangen. Und ich ermutige uns alle, egal was jetzt unsere eigene Perspektive auf die ökonomischen, politischen, medizinischen oder allgemeinen weltpolitischen Situationen ist: Wir müssen eine Sprache der Hoffnung wählen! Und zwar nicht, weil das alles nicht so schlimm ist oder weil die Politiker alles richtig machen werden usw.. Nein, werden sie bestimmt nicht. Sondern weil Gott immer noch etwas Besseres plant, als wir denken.

Das ist nicht naiv. Ich bin auf eine andere Stelle gestoßen, die vielleicht auch für den heutigen Tag passt, wo viele Menschen sich Sorgen machen, wohin unser Land politisch läuft. Es ist Jes 8,11-13. Ich lese es mal vor: „So hat der Herr zu mir gesprochen: Als seine Hand mich packte und mich davor warnte, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen. … Und der Herr spricht zu Jesaja: Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dieses Volk Verschwörung nennt. Das, was sie fürchten, sollt ihr nicht fürchten und nicht davor erschrecken. Den Herrn der Heerscharen, den sollt ihr heiligen, er sei eure Furcht, er sei euer Schrecken.“

Wovor die Leute Angst haben, das ist nicht wirklich der Punkt. Der Punkt ist: Die Quelle von Hoffnung ist, auf das zu schauen, was Gott tut

Dr. Johannes Hartl

Zwei Gedanken dazu: Wir sollen nicht alles Verschwörung nennen, was die Welt Verschwörung nennt. Ich möchte hier gar keine Theorie ausbreiten über: „Wo gibt es böse Verstrickungen, wo gibt es geheime Machenschaften?“ und dergleichen. Diese Bibelstelle mahnt uns, nicht auf jeden Zug aufzuspringen. Hier wird gesagt: Wovor die Leute Angst haben, das ist nicht wirklich der Punkt. Der Punkt ist nicht wirklich Corona, der Punkt ist nicht wirklich die Weltverschwörung, ist nicht wirklich die Pharma-Industrie, ist nicht einmal irgendeine politische Machenschaft, so sehr man sich über das alles aufregen kann. Sondern hier in Jes 8 wird gesagt: Den Herrn sollt ihr heiligen, den Herrn sollt ihr heiligen! Die eigentliche Problematik des Menschen ist, dass wir Gott vergessen, dass wir Gott aus dem Blick verlieren. Und das betrifft uns Christen genauso, das betrifft Leute in unterschiedlichen politischen Lagern genauso. Der Punkt ist: Die Quelle von Hoffnung ist, auf das zu schauen, was Gott tut.

Ich denke oft: Augustinus schreibt sein großes Buch über den Gottesstaat, das römische Weltreich ist christianisiert. Und als er das Buch fertig geschrieben hat, kommen die Vandalen und nehmen die Stadt Hippo ein, in der er Bischof ist. Und die Christen dieser Zeit sehen, wie das römische Weltreich, das der Garant von Stabilität und mittlerweile auch der Garant für das Christentum ist, von Barbaren zerstört wird. Und ich frage mich: Wie haben Christen der damaligen Zeit – das war um 430 n. Chr. – gedacht? Sie werden gedacht haben: Es bricht alles zusammen. Doch die Wahrheit war: Es brach nicht alles zusammen. Es gab Völkerwanderungen, und mitten in allen diesen Veränderungen waren es betende Gemeinschaften, nämlich Klöster, die den Glauben weitertrugen und missionarisch aktiv wurden.

Gottes Geschichte mit seinem Volk war nicht vorbei, Gottes Geschichte mit seinem Volk ist auch jetzt nicht vorbei. Welche Erschütterungen auch noch kommen mögen: Es ist an der Zeit, nicht vor allem Angst zu haben, was passiert, sondern den Blick auf den Herrn zu richten und auf das, was er tun kann – inmitten der Krise. Und das können wir nur gemeinsam und nur, wenn wir beten.Genau diese zwei Akzente haben wir heute gesetzt. Daher freue ich mich sehr, dass wir nun mit diesem Blick auf die Hoffnung unser heutiges Treffen abschließen. 1


Es ist an der Zeit, nicht vor allem Angst zu haben, was passiert, sondern den Blick auf den Herrn zu richten und auf das, was er tun kann – inmitten der Krise. Und das können wir nur gemeinsam und nur, wenn wir beten.

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