Was ich annehme, will dankbar angenommen sein und mit Freude; segnen heißt ja, Gutes zusprechen. Was mir zukommt, ist mir von Gott übereignet.
Jesus sah auf zum Himmel und dankte … Diese Geste sagt, dass Jesus in dem, was er annahm, die Verbindung mit dem Vater im Himmel suchte.
Ich habe oft die Vorstellung: Ich nehme aus den Händen Gottes – ich sehe sie vor mir – etwas an. Gott, der mich geschaffen hat und am Leben erhält, Jesus, der mich erlöst hat und mir Leben in Ewigkeit schenken will – sie reichen mir die Hand und geben mir Menschen, Kinder, Brüder, Schwestern, Nachbarn, Arbeit, Brot … Wenn ich mir das in Gedanken klarmache, so kann ich gar nicht anders, als immer dankbarer und williger anzunehmen, was in meinem Leben geschieht – auch das Schwere. Gott wird wissen, wozu es mir dienen soll. Aber ich bin gewiss, alles wird, alles muss mir dienen.
Wozu sind wir denn in diesem Dasein? Um glücklich zu werden? Um bis ins 80. Lebensjahr gesund zu bleiben? Um möglichst viel Erfolg zu haben? Um in Harmonie und Wohlstand zu leben? Vielleicht wird dem einen oder anderen das alles geschenkt, aber das Ziel unseres Daseins heißt anders: Dazu ist der Mensch geschaffen, Gott unseren Herrn zu loben, ihm Ehrfurcht zu erweisen, ihm zu dienen und seinen Willen zu tun, indem er mit dem eigenen Leben ganz dem Anruf der Liebe antwortet. Und wie sich das Leben dann im Einzelnen ereignet, arm oder reich, gesund oder schwach, öffentlich oder verborgen, gesichert oder ungesichert, anerkannt oder verkannt … das ist zweitrangig. Es ist nicht unwichtig, aber es ist zweitrangig. Erstrangig ist, dass ich glaube und vertraue: Wo ich bin und was ich tue, und wo ich z. Zt. nicht bin und was ich z. Zt. lasse, das entspricht dem, was Gott für mein Leben will.
Im größeren Zusammenhang sehe ich das dankbare Annehmen hineingestellt in die Kirche: Ich gehöre zu dem großen Volk Gottes. Längst vor mir haben sich die Gottesmenschen auf den Weg gemacht. In der Christenheit sind große Reichtümer und Schätze entstanden: Erkenntnisse, Bekenntnisse, Liturgien, Erfahrungen, Deutungen des Lebens, Mut zum Zeugnis, Kraft mit Christus zu leiden bis hin zum blutigen Martyrium, Gehorsam gegenüber geistlichen Autoritäten. Ich bin nie allein und einsam auf dem Weg. Ich kann christlichen Glauben nie außerhalb der gesamtkirchlichen und gesamtchristlichen Tradition leben.
Darin liegt ein Trost: Was mir schwer vorkommt, haben andere vor mir schon erlebt und erlitten. Und die Wolke der Zeugen ist dichter um mich herum, als ich meine.
Also Gott sei Dank für seine eine, heilige, umfassende und apostolische Kirche mit ihren geistigen und geistlichen Schätzen, mit ihrer lehrenden Kraft über die Jahrhunderte. Ich würde geistlich und menschlich in den Kinderschuhen steckenbleiben, wenn ich nicht über meinen subjektiven Horizont hinauswachsen würde. Ich darf mich aber belehren lassen und bergen auf dem Fundament der festgefügten Kirche. Die Kirche ist über die Jahrhunderte hinweg das Haltgebende, Beständige, Erzieherische im Volk Gottes – vergleichbar dem Halm beim Weizen oder dem Knochengerüst beim Menschen.
Natürlich ist die Kirche da und dort auch schwerfällig, verkrustet, alt geworden. Aber sie ist wie eine Mutter, die die Spuren eines langen Lebens trägt. Sie hat auch Schuld auf sich geladen. Sie hat vieles ungeschickt angefasst. Aber auch das nehme ich dankbar an und mache mich nicht zum Ankläger.