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Wir erbitten die Vereinigung nicht mehr aus frommem Egoismus. Wir wissen vielmehr um das Geheimnis der Gemeinschaft, die nicht ein Produkt der Übereinstimmung sein kann. Im Gegenteil wird wahrgenommen, dass der christliche Glaube Menschen zusammenführt, die von Unterschieden aller Art gekennzeichnet sind. Von da her räumt solches Beten wirklich damit auf, Konfessionsfragen vor Gott zu bringen. Auch die unterschiedlichsten Lebenserfahrungen haben bei diesem Beten „kein Stimmrecht“ mehr. Es ist vielmehr umgekehrt: Man will wirklich alle „dabei“ haben. Verantwortlichkeit füreinander tritt an die Stelle von Grenzziehungen. Und es wird sogar höchste Zeit, geistliche Zutrittsverbote, wie sie in der Kirchengeschichte leider großen Raum eingenommen hatten, zu untersagen. Die letzten Endes wirklich „Unwürdigen“ hat nicht der Mensch zu beurteilen. Das ist einzig und allein Gottes Sache.

Als Jesus beim Passah-Mahl den Kelch herumreichte, sprach er ein bedeutendes Wort: Trinkt alle daraus. Nicht einmal den Judas hat er übergangen. Ähnlich wird bei der Gefangennahme Jesu erstaunen, wie er den Verräter ansprach: mein Freund.