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Nachdem wir Beter uns durch Christus anbetend und bittend Gott zugewandt haben, geht es jetzt um die Art und Qualität unserer Beziehung zu Jesus, wohl wissend, dass ohne sein Opfer grundsätzlich keine Beziehung möglich ist. Darum erbitten wir von ihm die Wirkkraft seines Blutes. Dabei bekommt die besondere Bitte eine unübersehbare Wichtigkeit.

Doch zunächst muss geklärt werden, wer denn diese WIR eigentlich sind. Sicher sind es die versammelten Beter. Grundsätzlich ist es aber die Schar aller Christusgläubigen. Damit tritt der einzelne Beter auf jenen Boden, wo er deren Stellvertreter wird und sich sein WIR priesterlich ausweitet.

Dann muss geklärt werden, was mit dem „Verhältnis“ gemeint ist. Jesus selbst hat das nicht nur zum Ausdruck gebracht, sondern im hohepriesterlichen Gebet seinem Vater dringlich vorgelegt: Ich bitte für sie (die Gläubigen), … dass sie alle eins seien, gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien … gleich wie wir eins sind (Joh 17, 20-22).

Ich bin stets neu bewegt von der prägnanten Feststellung im Galaterbrief, wo Paulus das so formuliert: Ihr – die Christen – seid allzumal einer in Christo Jesu.

Das also ist das Verhältnis: durch Christus in Gott sein. Aus der Existenz erwächst die Konsequenz.

Glied am Leib Christi zu sein, wie das die Heilige Schrift oft beschreibt, kennzeichnet also das Verhältnis zu IHM als dem Haupt. Alles Wirken entspringt als Folge dieses Verhältnisses. Im 1. Johannesbrief liest man solches mit anderen Worten: Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Daran wird erkennbar, wie gefährlich es ist, die Einheit der Christen „auszuhandeln“. Eine solche Einheit ohne den Lebensbezug der Liebe aus Gott gleicht einem Trugbild.

Es ist keine Schwärmerei, wenn Augustinus von dem Sein in Gott seine Verse als Gebet verstanden wissen will: Drinnen in meiner Seele strahlt ein Licht, das keine Welt fasst, dort klingen Melodien, die keine Zeit verschlingt, dort duften Wohlgerüche, die kein Wind verweht, dort schmecken Speisen, deren keine Sattheit satt wird, dort lacht ein Glück vereinter Liebe, dem ein Überdruss nicht folgt. Das ist es, was ich liebe, lieb ich meinen Gott.

Der Begriff „vereinte Liebe“ offenbart am besten, was Augustin meint: keine Ansprüche, keine Hilfen, keine Offenbarungen, keine Wunder kennzeichnen das Verhältnis des Gläubigen durch Christus zu Gott. Kennzeichen anderer Art sind die Frucht des Einsseins in Christus: Friede, Gerechtigkeit, Freude, Barmherzigkeit, Wahrheit.

Darum grüße ich alle Mitbeter von Herzen:

Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater und von dem Herrn Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in der Wahrheit und in der Liebe sei mit euch (2Joh 1,3).