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Nach der Besinnung über das Blut Jesu muss Klarheit über den Inhalt der Bitte geschaffen werden, dass dies Blut über uns kommen möge. Noch einmal sei an die Rechtfertigung des Volks bei der Verurteilung Jesu erinnert, denn dessen Ausruf ist exakt in das Einheitsgebet übernommen worden.
In frühester Zeit des alttestamentlichen Gottesvolkes begegnet immer wieder die seltsame Einbeziehung des Blutes bei Nichteinhaltung einer Abmachung. Ich bin geneigt, sogar von einer juristischen Formel zu sprechen. So trifft man anlässlich der Begegnung der Kundschafter mit der Hure Rahab in Jericho auf folgende „Vereinbarung“ – sogar Eid (Jos 2,19): Wer zur Tür deines Hauses herausgeht, des Blut sei auf seinem Haupt und wir unschuldig; aber aller die in deinem Hause sind, so eine Hand an sie gelegt wird, so soll ihr Blut auf unserem Haupte sein.
„Blut auf dem Haupt“ bedeutet also eindeutig Gericht. Das verblendete Volk nimmt bei Jesu Verurteilung das Gericht in Kauf, sollte dieser unschuldig sein. Es war von Jesu Schuld überzeugt und damit manifestierte es das, was es nicht wusste – nämlich des Täufers Botschaft: Siehe das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. In 1Petr 2,24 wird noch deutlicher der Hintergrund des Kreuzestodes Jesu bezeugt: Christus hat unsere Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, auf dass wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch welches Wunden ihr seid heil geworden.
So vollzog sich eine wahre Verurteilung Jesu am Kreuz; das Gericht Gottes fand statt, denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (2Kor 5,21).
Diese „Bluttat“ hat nicht nur Recht geschaffen, sondern heiligt und bringt alles in Ordnung, wofür die weißen Kleider der Offenbarung zeugen, die „im Blut des Lammes gewaschen sind“. Darum hat Jesus gelitten draußen vor dem Tor, auf dass er heiligte das Volk durch sein eigen Blut (Hebr 13,12).
Damit ist wohl genügend verdeutlicht, welche Wirkung das über uns kommende Blut Jesu ausübt. Es ist wiederum auf andere Weise wie bei der Kommunion der ganze Christus, der nicht nur in uns Wohnung nimmt, sondern über uns zum Himmel wird, d.h. die Nähe zum Vater erzeugt aufgrund seines Opfers. Das bezeugt das Wort Eph 2,13: Nun seid ihr, die ihr in Christo Jesu seid und weiland ferne gewesen, nahe geworden durch das Blut Christi. Unser Gebet „Dein Blut komme über uns“ stellt eine große Hoffnung dar. Wir bekunden unsere Erwartungshaltung auf die Zukunft. Damit stellt sich insgeheim unser Leben auf den einst wiederkommenden Herrn ein. So wird jede kleine Zukunft vom Puls des Blutes Jesu belebt, das Ewigkeitsgültigkeit hat.