„Vereinige uns alle mit Dir und miteinander… …zu unserm ganzen Heil an Leib, Seele und Geist“

Dorothea Vosgerau

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Wir hatten uns in der Studentenmission als junge Menschen kennen gelernt. Und dass wir Gott gehören und Ihm dienen wollten, war uns beiden das wichtigste Anliegen für unser Leben. So hätten wir bei unserer Trauung, wenn wir damals das Gebet schon gekannt hätten, gut beten können: „Vereinige uns alle mit Dir und miteinander…“ zum Dienst im Reich Gottes und zum Aufbau einer guten Ehe und Familie. „…Zu unserem ganzen Heil an Leib, Seele und Geist…“ hätte mir damals nichts gesagt. Wir hatten etwas vor und das sollte zur Ehre Gottes gelingen. Mit den Jahren zeigte sich aber immer mehr, dass der Dienst im Reich Gottes keineswegs so erfolgreich war, wie wir das zur Ehre Gottes und zu unsrer eigenen Bestätigung erwartet hatten. Mein Mann entsprach den Anforderungen im Pfarramt immer weniger, ohne dass wir irgendeine Erklärung von Ärzten dafür bekamen. Wohlmeinende Freunde rieten uns zu Seelsorgegesprächen, zu Absagen an Familienbelastungen, zu Gebeten, Segnungen und Handauflegungen. Vieles davon ist geschehen, aber ohne den erwarteten, durchschlagenden Erfolg. Die Schwäche nahm weiter zu. Hilfreicher waren die regelmäßigen Zusammenkünfte und der Austausch mit geistlichen Eltern und mit Brüdern und Schwestern, die uns mit unsern Schwächen vor Gott brachten. Durchgetragen hat uns vielleicht am meisten der Leib und das Blut Jesu in den Mahlfeiern, die wir wöchentlich mit Geschwistern feiern konnten. Damals erreichte mich tief im Innern der Satz (Mt 4,1): „Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt…“ Wir waren in der Wüste. Und viele wollten uns klarmachen, dass das nicht dem Willen Gottes entsprechen könnte. Denn Gott wolle durch seinen Heiligen Geist heilen. Hier aber führte der Heilige Geist Jesus in die Wüste und später ins Leiden und ans Kreuz. Das schien unserer Situation im ganz Menschlichen vergleichbar, denn inzwischen hatten die Ärzte meinem Mann eine unheilbare Krankheit attestiert. Immer klarer wurde mir die Aussage einer Missionsschwester, die viele Heilungen und Wunder der Bewahrung in der Missionsarbeit erlebt hatte, und die wir nach Heilung gefragt hatten: Es gibt Krankheiten, die werden nicht geheilt, weil sie zum natürlichen Weg des Menschen in den Tod gehören. Über allen Widerfahrnissen aber liegt Gottes Gnade, wie Paulus selbst erfahren hat: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne“ (2Kor 12,9). – Unsere Krankheit gehörte offensichtlich zu denen am Leib, die zur Ehre Gottes nicht einfach geheilt werden sollten. Eine viel tiefere Vereinigung mit Jesus und miteinander und mit Brüdern und Schwestern wurde uns dann in einer langen, mühsamen Reifezeit auf dem Weg zum Sterben geschenkt, eine Zeit, in der uns etwas von dem Geheimnis enthüllt wurde „…zu unserem ganzen Heil an Leib, Seele und Geist…“ Gott hatte unsere Bereitschaft zum Dienst angenommen, uns aber anders geführt und uns dabei menschlich nicht verschont. Er hatte uns mit unsrer ganzen Person genommen. Und das geschah zu unserem ganzen Heil, an Leib, Seele und Geist, damit wir nicht nur gutwillig dienen sollten, sondern Er in uns Frucht wirken könnte zu Gottes alleiniger Ehre. Bisher hat erst mein Mann diesen Weg vollendet. Ich selber bin immer noch unterwegs.