Editorial – 7-2022

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Schwestern und Brüder,

um die Liebe Gottes soll es in dieser Nummer gehen. Das ist einerseits ein wunderbares Thema, eine alles durchdringende Wirklichkeit, der wir wenigstens ein bisschen auf die Spur gehen wollen. Andererseits ist es eine nicht zu packende Herausforderung, der wir keinesfalls gerecht werden können, falls wir es mit dem Anspruch einer dogmatischen Richtigkeit oder halbwegs umfassend bewältigen wollten. Erst recht wird es brisant, wenn einem die Kriegsereignisse in der Ukraine so nahekommen. Die Artikel sind übrigens alle vor Kriegsbeginn entstanden.

Dennoch heißt es: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“ (1Joh 4,16b) Damit wird sehr deutlich, dass es bei der Beschäftigung damit um ein Nachsinnen über Beziehung gehen muss. Es geht darum, diese Gottesbeziehung zu erkennen, sie zu leben, zu gestalten und gestalten zu lassen und dabei mehr und mehr zu erkennen, wie sie sich auf alles auswirkt, womit wir wiederum in Beziehung stehen und weit darüber hinaus.

Wir hatten schon einmal verdeutlicht, dass die Lebenswirklichkeiten Glaube, Hoffnung, Liebe dem Dreieinigen Gott so zugeordnet werden können: Glaube – Sohn, Hoffnung – Heiliger Geist und Liebe – Vater. So soll es jetzt um die grenzenlose Liebe des Vaters gehen.

Was im biblischen Horizont aufleuchtet von dieser umfassenden und unteilbaren Liebe, die unser Wachsen und Reifen als Kinder und Erben ermöglicht und durchdringt, bleibt unfassbar.

Im Staunen über Schöpfungshighlights, die der kreativen Lust, Präzision und Liebe des Vaters entspringen, aber auch in verstörend anmutenden Prozessen des Leidens scheint sie hindurch als wirkmächtiges Geheimnis.

In dem Lebenszeugnis der jüdischen jungen Frau Etty Hillesum, die im KZ Auschwitz ihr Leben gelassen hat, spiegelt sich etwas davon auf eindrückliche Weise.

In mancherlei Lebensspuren ist sie erfahrbar, auch wenn das nicht automatisch geschieht. Sich wirklich vom Vater geliebt zu wissen oder es durch geistliche Väter und Mütter hautnah zu erfahren, das ist eines der unzähligen Liebesgeschenke Gottes. Das Betrachten einer mittelalterlichen Darstellung des Gnadenstuhles Gottes kann zu einem innigen Zwiegespräch anregen und das Staunen über die Liebe des Vaters sehr befördern. Mit der Stimme eines Mönchs der Ostkirche setzt sich das auf wiederum ganz eigene Weise fort.

Entsprechend der grenzenlosen Gottesliebe ist auch der nächste Abschnitt des Einheitsgebets von diesem weiten Horizont geprägt. Zugleich zeigt uns der Blick in die Entwicklungen unserer Welt, was passiert, wenn die Liebe Gottes, wenn schließlich Gott selbst immer mehr aus dem Blick gerät und der Mensch meint, alles selbst besser machen zu können.

Zum Schluss noch ein Wort zu unserer Redaktion. Hans-Jürgen Patro, bis Anfang 2020 evangelischer Pfarrer in Dorsten, Westfalen, wurde aus diesem irdischen Leben am 6. November 2021 im Alter von 60 Jahren nach jahrelanger Krebserkrankung heimgerufen. Jahrzehntelang war er dem Anliegen des Ökumenischen Christusdienstes verbunden. Wesentlich war er am Entstehen des Buches zu diesem Anliegen und der Entstehung dieser Zeitschrift beteiligt. Wir sind unserem Gott sehr dankbar für alles, was uns mit ihm geschenkt wurde, mit seinen vielseitigen Interessen und Erfahrungen, seinem bis zum Schluss ermutigenden Glauben und seiner unerschütterlichen Hoffnung. Er hinterlässt seine liebe Frau sowie drei Töchter mit Partnern und drei Enkeln.

Eine weitere Lücke ist durch die Krankheitsnöte von Andreas Neumann entstanden. Es ist ihm leider nicht mehr möglich, an den Redaktionssitzungen teilzunehmen. Mit seinem Wissen und großen Herzen für die Geschichte Gottes mit uns Menschen und seiner ganzen Schöpfung war er stets eine sehr große Bereicherung. Im Gebet wird er uns weiterhin unterstützen und vielleicht ab und zu hilfreiche Hinweise geben.

Wir freuen uns jedoch, mit Bettina Voigt aus Dresden ein neues Mitglied begrüßen zu dürfen. Seit vielen Jahren verbindet uns das Anliegen, die Spuren der Liebe und des Dienstes Christi in und an seiner ganzen Kirche, Menschheit und Schöpfung zu erkennen und mit unserem Leben zu bezeugen.

Mögen auch Sie dazu ermutigt werden durch die Beiträge dieses Heftes.

In herzlicher Verbundenheit

Walter Goll

Ottmaring, im März 2022


Autor

Walter Goll
Walter Goll, Ottmaring

Vereinigung vom gemeinsamen Leben

  • Vereinigung vom gemeinsamen Leben im Ökumenischen Christusdienst

    Die Vereinigung vom gemeinsamen Leben im Ökumenischen Christusdienst ….

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