“… wir BETEN DICH AN und danken dir”

Luitpold Schatz (aus einem Vortrag über “Anbetung”)

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Nach der Anrede “Herr Jesus Christus” verstärken die folgenden Worte “wir beten dich an” die Zielrichtung, in der das Gebet verstanden werden soll. Es ist daher gut, wenn dem gemeinsamen Beten einige Minuten der Stille vorausgehen, um in diese Ausrichtung einzugehen. Indem jeder mitten in seinem Tagewerk wirklich innehält, lässt er sich vom Heiligen Geist für Gottes Dasein und Wesen öffnen. Die weiteren Aussagen und Bitten kommen dann aus dem Bewusstsein, dass über allem die Ehre allein dem dreifaltigen Gott gebührt.

Im Alten Testament zeigt sich eindeutig die Grundstruktur des Gebets als antwortendes Gebet. Gebet geht immer von Gott aus, von seiner Existenz, von seiner Gnade, seiner Hilfe; aber auch von seinem Zorn und seinem Gericht. Auch der Anbetung liegt die göttliche Verursachung zugrunde. Ohne sein Ich bin, der ich ich bin, also ohne Gottes Existenz, mehr noch ohne sein Wesen, gäbe es keine Anbetung. So ist auch die Anbetung eine Antwort des Menschen, aber nicht mehr aufgrund des Handelns Gottes, sondern aufgrund seines Seins. Allein schon die Begegnung mit dem unfassbaren Gott erzeugt jene Freude, die alles Fassbare übersteigt.

Der Blick, den das Herz auf Gott tut, ist ein Blick sehnsüchtiger Liebe. Solcher Blick, der nicht mehr sich selbst ins Spiel bringt und der nicht vom Kopf her kommt, aus dem nur feststellenden und urteilenden Verstand, sondern aus dem Wesenskern selbst, enthält schon den ganzen Menschen (n.F. Morschner).

Komplexe oder Minderwertigkeitsgefühle brauchen nicht mehr bekämpft werden, denn anbetend erlebt der Mensch die Aufsprengung der eingekerkerten Seele. Die Anbetung des einzigen Gottes befreit den Menschen von der Selbstbezogenheit, von der Sklaverei der Sünde und der Vergötzung der Welt. Es verblassen alle anderen Größen im Lichtüberglanz des dreieinigen Gottes. Die menschliche Selbsteinschätzung mit allen wahren oder eingebildeten Kenntnissen, Fähigkeiten, Eigenschaften steht nicht mehr zur Debatte. Der Anbetende gewinnt den rechten Standpunkt, indem er den göttlichen übernimmt. Standpunkte verändern Perspektiven. Gott wird in den weiten Feldern des Lebens erschaut. Eine richtige Perspektive tut sich auf. Die Vordergründigkeiten verschwinden. In der Anbetung trifft der Mensch alle Anliegen der Welt, denn Gott weiß, was alle bedürfen. Darum schafft Anbetung Platz für Überlassung und Gelassenheit. Dort in der Anbetung wird der alle und alles liebende Brudermensch erwachsen. In ihr ist der Quellort des Ewigkeitsmenschen zu finden. In der Anbetung gewinnen die Dinge den ihnen gemäßen Platz. Es reift wahre Verantwortung.