„Es ist gewiß eine große Gnade, die Gott unserer Zeit schenkt, dass ein glühendes und tiefes Verlangen nach Einheit jene beseelt, die in Christus getauft sind… Diese Einheitsbewegung ist für uns wirklich ein Grund lebendiger Freude; sie geht ohne Zweifel auf eine besondere Anregung des Heiligen Geistes zurück.
Vor allem darum geht es, nach und nach der ganzen Kirche und allen ihren Schichten bewußt zu machen, dass es eine unablösliche Pflicht der Liebe ist, an der großen Aufgabe der Vereinigung aller Getauften mitzuarbeiten.
Eine etwaige Bitterkeit müssen wir beheben durch Liebe. Liebe zunächst in unserem Sprechen. Wir stehen nicht mehr in den Kämpfen des 16. und 17. Jahrhunderts, wo es oft genug nicht um die Wahrheit ging, sondern nicht selten auch um sehr Materielles und Irdisches, und wir reden heute auch nicht mehr die massive Sprache jener aufgeregten Zeiten und Menschen… Diese Liebe wird bewirken, wie der Heilige Vater kürzlich sagte, mit “vollendeter Höflichkeit” vorzugehen…
Die Einheit der Kirche kann nicht dadurch hergestellt werden, daß man die Wahrheit verrät. … Diese Liebe zur Wahrheit besitzt für die Kirche noch den besonderen Charakter der Treue zu Christus, ihrem göttlichen Gründer.
Es geht hier offensichtlich nicht um die Liebe, die wir allen Menschen schulden, sondern um die Liebe zu den Christen, zu unseren “Brüdern”, die trotz ihrer Trennung von der katholischen Kirche unsere Brüder sind.
Christus ist der einzige Erlöser der Menschheit; damit aber die ganze Menschheit Jesus als ihren Erlöser anerkenne, ist es notwendig, dass alle, die ihn bereits kennen, eins seien nach dem Gebet Jesu.
Wenn Gott, der der absolute Herr des Menschen ist und der die geheimsten Gedanken durchforscht, die menschliche Freiheit achtet und sie nicht vergewaltigt, wieviel mehr müssen wir das tun in bezug auf unsere Brüder, arme Geschöpfe, die wir sind.“
[[Augustin Bea]],Kardinal, röm.-katholisch