Es ist ein Geheimnis, ob sich jemandem der Glaube eröffnen kann oder ob sich trotz Sehnsucht danach nichts Derartiges zu ereignen scheint. Konstantin Spindler versucht in Worte zu fassen, wie sich dieses Geschenk der Begegnung mit Jesus bei ihm ereignet.

Ich sitze in einem Pub im Norden Englands. Mir gegenüber sitzt eine junge Frau, ungefähr in meinem Alter. Trotz meines eher brüchigen Englischs kommen wir ins Gespräch. Kurz nachdem ich offenbart habe, dass ich Theologie studiere und Christ bin, sprechen wir auch schon über Ethik. 

Sie ist aufrichtig neugierig, will verstehen. Ich versuche in einfachem Englisch meine Ansichten zu erklären. Sie versteht nicht. Ich beginne von Christus zu erzählen; davon, dass man meine Perspektive im Letzten nur verstehen kann, wenn man ihm begegnet ist. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie erzählt, wie sie versucht hat zu glauben, zu beten, Gott zu finden, aber nichts passiert ist. Wie sie keine Kraft mehr hat, es weiter zu versuchen.

Unser Gespräch wird mir in den nächsten Wochen nachgehen und mich immer wieder beschäftigen, denn irgendwie ist es für mich unvorstellbar, Jesus nicht zu kennen. Ihm nicht nachzufolgen. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne ihn zu leben, selbst wenn ich es versuche, denn er ist mir begegnet. Nicht so dramatisch, wie er Mose im Dornbusch erschien oder Paulus bekehrte. Sondern er hat sich mir kontinuierlich immer wieder gezeigt – in Gottesdiensten, während ich die Bibel las, als ich mit ihm im Gebet sprach, im heiligen Abendmahl, in den Krisenzeiten des Lebens. Mal deutlicher, mal sanfter. Mal emotional, mal mehr über den Verstand. Jedoch immer so, dass es sich eigentlich nicht beschreiben lässt.

Ich weiß einfach aus tiefster Tiefe, dass er, Jesus, lebt und der Herr ist, dass ich ihm gehöre, dass er mich liebt.

Er ist mir begegnet auf einer Ebene, die tiefer in mir liegt als mein Verstand, als alle Gefühle, ja selbst tiefer als das Wollen des Herzens. Und diese Begegnungen haben mich verändert. Ich weiß einfach aus tiefster Tiefe, dass er, Jesus, lebt und der Herr ist, dass ich ihm gehöre, dass er mich liebt. All das ist für mich realer als der Laptop, vor dem ich sitze, den ich sehe, dessen Tastatur ich mit den Händen fühle. Ein Leben ohne ihn, ohne diese Gewissheit: nicht mehr vorstellbar. Ja, im Letzten ist er mein Leben.

Ich kann mir nicht vorstellen, ohne ihn zu leben, selbst wenn ich es versuche, denn er ist mir begegnet

Konstantin Spindler, Studierender der ev. Theologie in Leipzig