Hoffnung

Bereits am 4. Mai dieses Jahres wurde folgender Bericht geschrieben. An diesem Tag stand in den Herrnhuter Losungen: „Jesus nahm ein Kind, stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“ (Mk 9,36-37). Kinder, erst recht Waisenkinder mit ihren besonderen Geschichten aufzunehmen ist Ausdruck der Vaterliebe Gottes, wie sie uns in Jesus begegnet. Das stiftet Zukunft und Hoffnung, in diesem Fall in Pakistan, wie die Christusträger-Schwestern es tun.

Neulich feierten wir in fröhlicher Runde Ethens vierten Geburtstag. Der kleine Bub freute sich unbändig. So ein fröhliches Feiern hatte er noch nie erlebt. Letzten Herbst war er zusammen mit seinem älteren Bruder Abraham bei uns eingezogen. Die beiden Brüder hatten ihre Mutter verloren. Der junge Vater (Tagelöhner) war total verzweifelt: Wie sollte er sich um seine insgesamt fünf Kinder kümmern und gleichzeitig versuchen, täglich etwas für den Lebensunterhalt zu verdienen? In seiner großen Not kam er zu uns. Inzwischen gehen die beiden Brüder vom Haus Hanna aus jeden Tag mit den anderen kleinen Kindern in die Vorschule. Die drei älteren Geschwister unterstützen wir im Rahmen unseres externen Schulprogramms. So haben auch sie – mit Schulbildung – die Chance auf eine bessere Zukunft.

Alia und Hana sind dafür ein eindeutiger Beweis: Die Geschwister hatten nicht nur den frühen Tod des Vaters zu verkraften – die Mutter war schwer geistig behindert und nicht in der Lage, ihre insgesamt vier Kinder zu versorgen. Heute studiert Alia an der technischen Universität, und Hana ist kurz vor dem Abschluss ihrer Vorschul-Lehrerinnen-Ausbildung. Die beiden leben immer noch bei uns und sind den anderen Kindern nicht nur Vorbild, sondern auch liebe Helfer. Jedes unserer Kinder hat seine eigene Geschichte. Manche mehr oder weniger dramatisch, aber alle irgendwie schlimm! Bereits im Kleinkindalter – oder manche auch bei der eigenen Geburt – haben diese Kinder einen oder zwei Elternteile verloren.

In Karachi leiten wir Christusträger-Schwestern drei Waisenhäuser, in denen zusammen bis zu hundert Kinder leben. Wir selbst leben in Haus Hanna zusammen mit 34 Kindern im Alter von 4 bis 23 Jahren. Bis auf die längeren Sommer- und die kurzen Winterferien sind die Kinder immer bei uns. Es ist ihr Zuhause. Wir sind Tag und Nacht für sie da. Therese-K. Rottmann, die einige Jahre hier vor Ort mitgearbeitet hatte, meinte neulich: „Ich verwende nicht das Wort Waisenhäuser, sondern Hoffnungshäuser. Das trifft die Sache im Kern! Die Kinder haben Zukunft und Hoffnung dadurch, dass sie bei uns im geschützten Rahmen aufwachsen können und wir uns wie gute Eltern um all ihre Belange kümmern. Manche unserer Kinder wären nicht mehr am Leben, wenn sie nicht bei uns eingezogen wären. In schwerer Krankheit bekamen sie rechtzeitig die richtige Behandlung und konnten so wieder gesund werden. Wir erleben die Vatergüte Gottes darin, dass diese Kinder in unserer Fürsorge sind und es ihnen rundum gut geht. Und zwar auch, wenn die Versorgungslage im Land immer wieder kritisch ist oder es politisch drunter und drüber geht. Gott meint es gut mit diesen Kindern, und wir sind ihnen gern Vater und Mutter für die Zeit, in der sie unserer Obhut anvertraut sind.


Autor

Sr. Dietlinde
Sr. Dagmar

Beide Christusträger Karachi, Pakistan

  • Christusträger-Schwestern

    Die Christusträger sind eine evangelische Kommunität mit ökumenischer Offenheit. Aus Liebe zu Gott haben die Schwestern sich zu einem Leben in verbindlicher Gemeinschaft entschieden. Mit ihrem ganzen Sein und durch gemeinsame Aufgaben wollen sie am Reich Gottes mitbauen. Ihr Leitgedanke ist: Getragen von Christus wollen wir Christus zu den Menschen tragen.

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