Bei einer sechsmonatigen Reise durch Asien im Jahr 2018 ist das junge Ehepaar Josias und Katja Herzog oft Menschen begegnet, die neue Hoffnung bitter nötig hatten.
Josias beschreibt die Begegnung mit dem Gewürzhändler Anil und dessen kranker Frau in einer Stadt im Nordwesten Indiens. Es ist auch die Begegnung mit der hinduistischen Religion und Kultur. Hinter aller sympathischen Art und der erlebten Gastfreundschaft gibt es dort krankmachende Festlegungen, die kaum mehr eine realistische Hoffnung auf Veränderung zulassen. Dem sind Josias und Katja im christlichen Glauben begegnet. Mit Gebet und gebietenden Worten wurde der Frau eine für sie und ihr Umfeld unerwartete Befreiung von bösen Mächten im Namen Jesu geschenkt. Eine zuvor unbekannte Hoffnung ist so in ihr Leben gekommen.
Für manche Christen mag das fragwürdig sein. Der Blick ins Neue Testament jedoch zeigt uns einige solcher Wunder, die nicht nur Jesus vollbracht hat. In unserer westlichen Welt mit ihrer aufklärerischen Geistesgeschichte ist so etwas weitgehend aus dem Blick geraten, in anderen Erdteilen jedoch nicht. Es gibt durch die Missionsgeschichte hindurch genügend Beispiele dieser Art. Damit soll nicht eine dogmatische Festlegung verbunden sein, wie Gott in jedem Fall mit Krankheiten umgeht. Hier jedoch hat Jesus auf diese Art und Weise Heilung und Hoffnung geschenkt.
Anil ist ein bemerkenswert sympathischer und gelehrter Mann. Täglich versammeln sich Nachbarn vor seinem Laden, um sich mit ihm u. a. über Politik, Glauben und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen auszutauschen. Seine Frau scheint krank zu sein. Sie lässt sich wenig blicken. An einem Abend spreche auch ich mit ihm besonders lange. Ich lenke unser Gespräch immer wieder auf die Wahrheit, dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist. Doch jedes Mal antwortet er mit tollen hinduistischen Geschichten oder schönen Legenden, die alles relativieren. Und da er viele davon kennt, streiten wir freundschaftlich bis in die tiefe Nacht. Schließlich lassen wir es müde sein.
Für den nächsten Tag hatte Anil uns eingeladen, zu Katjas Geburtstag auf einen Chai, einen typisch asiatisch zubereiteten Tee, vorbeizukommen. So lernen wir am nächsten Tag auch eine seiner hochintelligenten Töchter kennen und genießen den hauseigenen Chai. Ich gehe schließlich Geld holen, um von seinem leckeren Teegewürz kaufen zu können, da kommt Anils kranke Frau Rekha aus ihrem Hinterzimmer und klagt Katja ihr Leid. Sie entschuldigt sich sehr, dass sie nicht für uns kochen kann, da sie so schwach ist. Als ich dazukomme, ist Rekha froh, gleich zwei ernsthafte Zuhörer zu haben, denen sie ihr Herz ausschütten kann. Seit Wochen wird sie von schwerster Diarrhö geplagt, und über die letzten Jahre wurde sie zunehmend depressiver, so dass sie sich immer mehr zurückzog. Ihre Familie nimmt ihre Leiden nicht ernst genug oder ist ratlos. Keiner der Ärzte kann helfen, und man verdächtigt sie mittlerweile zu simulieren. Sie leidet sehr darunter, dass man von ihr die Erledigung der Hauspflichten erwartet, sie diese jedoch einfach nicht erbringen kann. Der hinduistische Glaube besagt, dass man ohne eigene gute Taten (Karma) nichts von den Göttern erwarten darf. Und noch schlimmer: Wenn jemand eine unheilbare Krankheit hat, muss er sie wohl verdient haben. Da gibt es wenig Platz für Hoffnung.
„Ich bin der Herr, dein Arzt.“ (1Mose 15,26)
Ein guter Arzt will immer, dass seine Patienten gesund werden. Wieviel mehr also unser heiliger Gott, der sich selbst als Arzt bezeichnet!
Die betrübte Frau lässt bereitwillig für sich beten, ihr treten Tränen in die Augen, sie ist tief berührt. Wir setzen uns noch ins Wohnzimmer, um mit ihr zu reden und für komplette Befreiung zu beten, auch wenn sie sich schon besser im Bauch fühlt.
Wie Jesus verheißen hat (Mk 16,17-18), heilt er Rekha gerne, und als Erben seiner Macht können wir allen Dämonen befehlen, sie zu verlassen. Bevor diese gehen, halten sie ein letztes Mal an ihr fest (ihre Hände krampfen, ihre Beine überstrecken sich, oder sie schwankt), und als sie dann nacheinander verschwinden, fühlt sich die Frau mit jedem Mal leichter. Schließlich spürt sie eine solche Freiheit, die sie nicht zu träumen gewagt hatte. Zwischendrin brachte ich ihr etwas zu trinken, und sie trank zwei Gläser. Das wäre in ihrem vorigen Zustand unmöglich gewesen, sie wäre schon längst auf die Toilette gerannt. Halleluja! Sie ist total dankbar für Jesu Heilung. Wir können ihr nun mehr von Jesus, dem einzig lebendigen und liebenden Gott erzählen, der sich nicht zu schade ist, uns von unserem Leid zu befreien. Sie saugt unsere Worte auf wie ein trockener Schwamm.
„Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit!“ (Kol 1,27)
Wir konnten Rekha nicht einfach nur bemitleiden und wieder gehen. Denn es heißt nicht: „… die Hoffnung der Mittelmäßigkeit“! Christus hat mehr drauf als ein durchschnittlicher Arzt. Und der Vers sagt mir auch: Ich darf und soll sogar mehr erwarten!
Und ja, „erwarten“ beinhaltet, dass es noch nicht zu sehen ist – das ist ja gerade die Definition von Hoffnung. Das bedeutet konkret für mich: Ich höre nicht vorher auf, egal wie lange ich auf sein Wort harren muss.
Ich widerstehe der Versuchung, Entschuldigungen auszudenken oder menschliche Erklärungen zu bieten. Ich führe meinen Auftrag aus und halte schlicht an Gottes Wort fest, bis es eintritt! Lasst uns im Glauben und in der Hoffnung wachsen und uns danach ausstrecken. Denn wenn schon wir keine überzeugende Hoffnung hätten, wo – und warum – sollten die Menschen sie dann noch suchen?
Leider wurde der Kontakt per Mail nicht aufrecht erhalten – möglicherweise hält ihr Mann sie davon ab, mit uns in Kontakt zu treten. Denn besonders im Norden Indiens ist die Christenverfolgung sehr stark. Sehr schön war allerdings für mich zu sehen, dass Gott Anils Familie berührte – wenn auch nicht sichtbar durch meine vielen Worte im Gespräch bis in die Nacht hinein, dann mindestens durch die Erweisung seiner Liebe und Kraft an Rekha. Gott belohnt unseren Glaubensgehorsam – wenn wir ihn einfach mutig repräsentieren und nicht zurückweichen, sondern beharrlich sind.
Lasst uns im Glauben und in der Hoffnung wachsen und uns danach ausstrecken. Denn wenn schon wir keine überzeugende Hoffnung hätten, wo – und warum – sollten die Menschen sie dann noch suchen?