ESER 21
Was vermag der Glaube an Hilfe und Segen hervorzurufen angesichts psychischer Nöte junger Erwachsener? Ausgehend von der persönlichen Erfahrung der Hilfe Gottes in großer Not hat sich mit ESER 21 eine segensreiche therapeutische Arbeit etabliert. Da entstand ein Schatz großen Gottvertrauens. Der miteinander geteilte und auf diese Weise bereicherte gemeinsame Glaube von Christen aus verschiedenen Gemeinschaften hat dies unterstützt und mit ermöglicht.
ESER ist das hebräische Wort für Hilfe. Es steht auch für das sozialtherapeutische Projekt für junge Erwachsene im Herzen Augsburgs in denkmalgeschützten Häusern in „unserer ESERSTRASSE“. Vor 23 Jahren war die Eröffnung nach einer langen Bau- und Planungsphase. Hinter der Hausnummer 21 verbirgt sich eine therapeutische Wohngemeinschaft für zwölf junge Leute im Anschluss an einen Klinikaufenthalt wegen posttraumatischer Belastungsstörungen. Ein Team von acht Mitarbeitern mit systemischer und traumapädagogischer Ausbildung begleitet sie. Im Haus gibt es auch unsere Beratungsstelle KONTAKTPUNKT, wo jeder Hilfe und Begleitung in Gruppen, Seminaren und Einzelgesprächen finden kann. Ein kleines Bistro, von Bewohnern und Ehemaligen geführt, hat hier ebenfalls seinen Platz. „Am Eser 23“ sind Gruppenräume und die Verwaltung untergebracht, „Am Eser 19“ unsere Arbeitstherapie und Gesprächsräume sowie „Am Eser 17“ die Nachsorge und Wiedereingliederung für vier bis sechs Personen.
Dabei hatte alles so klein begonnen. Zunächst in meinem Herzen, als ich in hoffnungslosem Zustand in der Klinik lag und die Ärzte mir auf Grund meiner Blutkrankheit rieten, mich auf meinen Tod vorzubereiten. Da war ich 34 Jahre alt, verheiratet und hatte zwei Kinder im Alter von zehn und elf Jahren. Ich habe in meiner Hoffnungslosigkeit die Liebe und heilende Kraft Gottes erlebt – seitdem bin ich gesund. Ich wusste, dass sich in meiner wiederholten Todesnähe ein Auftrag verbirgt, der wachsen möchte: Begleitung von Menschen in Hoffnungslosigkeit. Damals arbeitete ich seelsorgerlich-therapeutisch in einer Freikirche in der Begleitung junger Erwachsener aus zerbrochenen Verhältnissen. Oft nahmen wir sie in unserer Familie auf. Aber es wurden zu viele; wir beteten um ein Haus. Wir erlebten große Wunder, z. B. erhielten wir die Hälfte einer Summe von 2,5 Millionen DM. Wir starteten mit professionellen Mitarbeitern, die uns ehrenamtlich unterstützten. Und wir hatten ein monatliches Defizit von 15.000 DM, das fünf Jahre lang durch unerwartete Spenden gedeckt wurde, bis der Bezirk Schwaben uns einen Tagessatz zusagte, der einen Teil der Arbeit finanziell abdeckte, aber nicht unser so viel Mehr an Einsatz, Liebe, Gebet und innerer Berufung: „MEHR als nur WORTE“ heißt unser Motto.
Vor zwei Jahren konnten wir durch einen Hinweis der Stadt noch drei weitere denkmalgeschützte, neu renovierte Häuser anmieten – „Am ESER 5, 7 und 9“ – und die Arbeit verdoppeln.
Gott zu vertrauen, ist der Schatz in unserer ökumenisch ausgerichteten Mitarbeitergemeinschaft…
die professionell und liebevoll die Menschen begleitet. Von Anfang an wurden wir vielfältig unterstützt von Christen unterschiedlicher Gemeinden: finanziell, mit Gebeten, durch seelsorgerliche Begleitung, mit dem Segnen der Mitarbeiter im Jahresgottesdienst, der Mitarbeit beim Kontaktpunkt und der Einbindung in ein Netzwerk geistlicher Gruppen und Gemeinden in Augsburg.

Jeder ist bei uns willkommen. Viele sind von Gott und Kirche enttäuscht. Aber wenn sie Annahme und Liebe spüren, können im Raum von Freiheit und Liebe wieder vorsichtige Annäherungen ans Leben oder auch an den Glauben gewagt werden. Für insgesamt 150 junge Menschen haben im Netzwerk ESER 21 fast 70 Mitarbeiter ihr Herz, Wissen und Gottvertrauen eingebracht. Auch dank guter Supervision konnten wir mit Gottes Hilfe diese Arbeit bauen und hoffentlich weiter ausbauen, denn Not gibt es noch genug.