Guter Hoffnung sein
Guter Hoffnung sein

Das ist eine volkstümliche Ausdrucksweise, die eine menschliche Grunderfahrung, insbesondere die von werdenden Müttern, beschreibt. Christine Pfeifer schildert ihr Erleben im Zusammenhang ihrer Schwangerschaft und den Umständen der Geburt ihres dritten Kindes. In einer Situation der großen Sorge und Ohnmacht hat sie erlebt, wie sie das Hoffen und Warten auf den Herrn, der sie liebt, durchgetragen hat.

Es ist ein besonderes, unvergleichliches Geschenk, ein Kind bekommen zu dürfen. Mit wie viel Freude blickt man dem Moment entgegen, in dem man es in den Arm nehmen und sehen kann! Man ist „der guten Hoffnung“, dass sich alles zum Besten findet, und sieht je länger, desto mehr nach vorne.

Während meiner Schwangerschaft dachte ich oft daran, wie bildhaft dieser Zustand ist. Man trägt einen so kostbaren Schatz und kann doch so wenig dazu beitragen, dass er wächst und gedeiht. Man wartet mit Freude und bereitet ihm einen Platz, aber man kann nicht entscheiden, wann das Baby kommt und ob es gesund ist. Vielleicht spricht man deshalb auch von Hoffnung, weil man selbst so wenig bestimmt und sich so viel einfach an einem vollzieht; wie manche Herzenswünsche, die man mit sich trägt, ohne zu wissen, wann sie sich erfüllen dürfen – und ob. Sicherlich spricht man auch von der Hoffnung, weil es eben keine „Sicherheit“ gibt, dass alles gut wird.

Ich erwartete mein drittes Kind für Anfang Juli 2020 und erlebte bis dahin eine größtenteils unkomplizierte Schwangerschaft. Am errechneten Geburtstermin war ich zur Kontrolle beim Arzt. Es stellte sich bei diesem Termin heraus, dass das kleine Herz unseres Babys nur unregelmäßig schlug; ich wurde sofort ins Krankenhaus eingewiesen. Dort beruhigte man mich, dass Arrhythmien bei Babys immer wieder um die Geburt herum aufträten, empfahl uns aber trotzdem, die Geburt einzuleiten. Zwei Tage später wurde unser Sohn geboren und für einige Tage überwacht und untersucht. Alles schien sich beruhigt zu haben, und ich sah der Entlassung freudig und zuversichtlich entgegen.

Eine letzte Untersuchung trennte mich noch von meiner Familie daheim. Ich konnte es kaum erwarten, bei ihr zu sein. Doch als ich beim Ultraschall auf den Bildschirm sah, sank mir der Mut, denn selbst ich konnte die Rhythmusstörung sofort erkennen. Es war nicht alles gut, wie ich es gehofft hatte, und von Entlassung war für den Moment keine Rede mehr. Ich war in Sorge um mein Kind, fühlte mich müde und allein.

Ich wollte meinen Mann anrufen, aber als ich das Handy zur Hand nahm, sah ich, dass es nicht funktionierte. Das klingt ganz banal, doch für mich war es in diesem Moment fast zum Verzweifeln; es war wie ein Sinnbild für meine ganze Situation. Als ich versuchte, das Handy zu laden, wollte es einfach nicht klappen. Da wusste ich plötzlich, dass Gott mich beiseite genommen und mich allen entzogen hatte, bei denen ich hätte Trost finden können. Ich stand mutterseelenallein auf dem Wartegleis und wurde nicht etwa von Frieden erfüllt oder getröstet. Ich saß nur da und wusste nicht weiter. Das Einzige, was ich wusste, war: Gott hatte es so eingefädelt. Ich konnte mit niemandem in Kontakt treten, um wenigstens darüber zu sprechen oder jemandem zuzuhören. Für mich ging es nicht mehr weiter, also konnte ich genauso gut alles loslassen und warten, was Gott tun würde.

Ich steckte mein Handy im Badezimmer ans Kabel und schloss die Tür. Das war ein mühsames Einwilligen in die Einsamkeit der Situation und ein zähes inneres Ringen, bis ich tatsächlich alles, was ich mir für mein Kind, meine Familie und mich wünschte, ablegen konnte.

Am nächsten Tag hatte ich ein Gespräch mit dem sehr freundlichen Oberarzt, und wir wurden ganz unspektakulär entlassen. Wieso hatte Gott mich durch diese Stromschnelle geschickt? Im Rückblick meine ich zu erkennen, dass es um Folgendes ging: Ich wollte so sehr, dass die Dinge sich gestalteten, wie ich es wünschte und erhoffte. Ich konnte erst loslassen, als sich mir keine andere Möglichkeit mehr bot. Dann war ich in der Lage, nicht mehr auf einen bestimmten Ausgang der Dinge, sondern, wie es so schön heißt, auf den Herrn zu hoffen und zu warten.

Das Erlebnis mit dem Handy in jener Situation ist seither ein Sinnbild für mich: Ich lege mein Anliegen ab, schließe die Tür hinter mir und sage: Herr, jetzt ist es deine Sache. Du weißt, was ich von Herzen wünsche, aber es ist deine Sache! Ich wünsche mir zwar, dass etwas Bestimmtes eintritt, aber ich halte es nicht fest, sondern gebe es frei an den, der mich liebt. Wie schreibt sich das leicht, und wie schwer kann es sein! Aber das hoffende Warten auf Ihn, das trägt.

Bei der Nachsorgeuntersuchung unseres Sohnes sagte der Kardiologe übrigens: Betrachten Sie die Sache als erledigt!

Das hoffende Warten auf Ihn trägt.