Was bleibt in den atemberaubenden Veränderungen unserer Zeit? Wo ist wirkliche Orientierung zu finden? Bei den Antworten auf diese Fragen muss es uns um Gott gehen. Alles jemals Geschaffene hat seine Existenz aus und in ihm. Bei dieser biblischen Betrachtung geht es um Glaube, Hoffnung und Liebe. Der Blick auf diese Beziehungsbegriffe hilft uns zum umfassenden Dienst und Lebenszeugnis
Wir leben in Zeiten des Umbruchs. Nicht nur die technischen Neuerungen sind atemberaubend. Auch im sozialen Bereich sowie im Blick auf ethisch-moralische Maßstäbe erscheint es so, als bliebe kein Stein auf dem anderen. Was ist angesichts dieses globalen Phänomens eigentlich noch verlässlich und behält Gültigkeit?
Im ersten Korintherbrief heißt es: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei …“ (1Kor 13,13a). In diesem Wort klingt die Trinität an (siehe z. B. 2Kor 13,13) und lenkt damit den Blick auf das Wesen und Handeln Gottes. Das wiederum berührt die ganze Schöpfung, die Geschichte der Menschheit und darin die Rolle der Kirche und des Volkes Gottes. Diese Aussage des Neuen Testaments will uns tief beschenken und zugleich herausfordern in allen Dimensionen unserer persönlichen und gemeinschaftlichen Existenz.
Was schon immer war, jetzt ist und zuletzt und immer bleiben wird, ist der lebendige, dreieinige und dreifaltige Gott.
Das Ziel der Geschichte wird, ausgehend von der Tatsache der Auferstehung, so beschrieben: „Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott sei alles in allem“ (1Kor 15,28). Gott selbst ist der, der bleibt und in dem letztlich alles seine Existenz hat.
Im Blick auf den Sohn bezeugt der Apostel Paulus: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm“ (Kol 1,15-17).
Ein Blick auf den Heiligen Geist verdeutlicht uns weitere Aspekte des Geheimnisses des trinitarischen Lebens Gottes. In seinen Abschiedsreden sagt Jesus: „Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26).
Wir sehen im Miteinander, im Beziehungsgeschehen von Vater, Sohn und Heiligem Geist, wie sich ihre Verschiedenheit und Vielfalt bereichernd und in einem tiefen Einssein als segensreiche Lebenswirklichkeit darstellt. Das ist der Maßstab, der innerste Wesenskern für die eine Kirche, die eine Gemeinde, den einen Leib Christi mit seinen Gliedern. Weil Gott alle Menschen und die ganze Schöpfung im Blick hat, hat es Bedeutung über die Christenheit hinaus. Nicht nur vergangene Epochen hat Gott durchdrungen und gestaltet, auch alles Zukünftige steht in seiner Hand. Daran möchte Christus die Glieder seines Leibes teilhaben lassen. Besonders diejenigen, die als Überwinder (Offb 3,21), die als Teilhaber an der ersten Auferstehung (Offb 20,6) oder als duldend, ausharrend, standhaft (2Tim 2,12) bezeichnet werden, sind dazu befähigt. Sie werden am Regierungshandeln Gottes für die sichtbare und unsichtbare Welt beteiligt sein als solche, in denen Christus und somit das Leben Gottes wohnt. In der Zeit jetzt und hier auf Erden ist dies schon Realität, und wir sind in einem sehr effektiven Trainingslager, um das einüben und wachstümlich miteinander lernen zu können.
Gehen wir nochmals näher ein auf das Wort aus 1Kor 13:
Glaube, Hoffnung und Liebe sind Beziehungsbegriffe. Sie beschreiben die Wirklichkeit des göttlichen gemeinsamen Lebens.
Die Begriffe Glaube und Vertrauen bedeuten weitgehend dasselbe. Der griechische Begriff pistis lässt sich mit den Worten Zuverlässigkeit, Vertrauen, Treue umschreiben. Diese innergöttliche Lebenswirklichkeit wird z. B. so beschrieben: „Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn“ (1Kor 1,9). Von Jesus selbst heißt es: Er ist „der treue Zeuge“, „der Treue und Wahrhaftige“ (Offb 1,5; 19,11). Er vertraute dem Vater völlig bis zur Hingabe am Kreuz (s. Jesu Ringen in Gethsemane; Phil 2,8).
Und Hoffnung? Umgangssprachlich bedeutet dieses Wort weit weniger als in der Bibel. „Hoffentlich regnet es nicht“ oder ein achselzuckendes „Wollen wir hoffen!“ drücken nur eine unbestimmte und ungewisse Erwartung aus. Ganz anderes besagt es im biblischen Sprachgebrauch 1: Es geht um eine ganz bestimmte Erwartung, eine unzweifelbare Gewissheit. Bei solch einer Hoffnung rechnet man damit, dass jemand helfen wird. Man ist davon überzeugt, dass eine Person helfend, heilend, verändernd eingreifen wird. Nicht umsonst heißt es: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1Petr 1,3). Begründet ist diese lebendige Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi, dem Erstgeborenen der neuen Schöpfung.
Die Liebe schließlich (griech. agape) ist das Wesen Gottes (1Joh 4,16), das sich charakteristisch in der Aussage zeigt: „Gott lässt über Gerechte und Ungerechte regnen, und er lässt seine Sonne über Gute und Böse aufgehen“ (Mt 5,45). Sie besteht aus einer „unbesiegbaren Güte“ und einem „uneingeschränkten Wohlwollen“ 2. Das ist fundamental anders als im griechischen philosophischen Verständnis. Ihm zufolge sollte man höchstens Liebenswertes lieben oder eher gleichgültig sein, um so besser durchs Leben kommen zu können. Die Liebe Gottes jedoch lässt sich erbarmen, lässt sich ganz und gar auf uns Menschen ein in der Menschwerdung des Gottessohnes mit all seinen Konsequenzen.
Unsere Wirklichkeit in diesem Zusammenhang drückt der Apostel Paulus so aus:
„Gerecht gemacht also aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch im Glauben den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr noch, wir rühmen uns ebenso der Bedrängnisse; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,1-5).
Wenn unser gemeinsames Leben im Dreieinigen Gott verankert ist, dann können wir uns angesichts der Erschütterungen, die über uns kommen, am Unerschütterlichen freuen (Hebr 12,27-28). Der Apostel spricht den Korinthern und uns zu: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,13)
Fussnoten