Der Blick eines nigerianischen Kaplans auf eine bayerische Pfarreiengemeinschaft zeigt, worauf es ihm im Glauben ankommt: die persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Auf dem Hintergrund katholischer Volksfrömmigkeit ist dieses Plädoyer von Livinus Makuochukwu Ngwu ermutigend.
Heute an Christus zu glauben bedeutet, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu haben. Ich halte diese persönliche Beziehung für zentral wichtig und für das notwendige Werkzeug für einen wahren Glauben an Jesus Christus.
Persönliche Beziehung ist der Fahrplan für echte Begegnung. Sie festigt und stärkt den Glauben und macht ihn dadurch unangreifbar für die Trends und die gesellschaftlichen Bedrohungen unserer Zeit. Die persönliche Beziehung zu Jesus Christus unterscheidet sich von anderen Beziehungen und gemeinschaftlichen oder gesellschaftlichen Erfahrungen.
Zunächst muss ich akzeptieren, dass Jesus Christus mehr als ein sportliches Großereignis in einem Stadion ist. Im Stadion sieht man die Spieler, den Schiedsrichter und alle Ereignisse. Aber bei Christus, den ich nicht sehen kann, muss ich im Glauben akzeptieren, dass er existiert. Jesus Christus selbst sagt: „Gesegnet sind diejenigen, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,29). Der heilige Paulus bestätigt es auch so: „Wir leben im Glauben und nicht im Sehen“ (2Kor 5,7). Zweifellos wird Jesus sich mir öffnen, wenn sich die Beziehung vertieft. Er wird meinen Glauben und meine Beziehung zu ihm stärken, weil er mich persönlich liebt.
Weiterhin bedarf es einiger grundlegende Informationen über jemanden, wenn ich eine Beziehung mit ihm aufbauen möchte, beispielsweise wo die Person lebt, was sie tut, was sie mag. So ist es auch mit Jesus Christus. Hier bedeutet es, dass ich mich von den Worten Gottes, der Bibel, nähren muss. Die Bibel enthält alle Informationen, die ich über Jesus Christus benötige. Die Bibel ist Gottes geoffenbarte Botschaft an die Menschheit.
Es geht nicht nur darum, die Worte Gottes zu lesen, sondern jedes Wort in der Bibel auch zu glauben. Es ist die Annahme der Wahrheit, dass jedes Wort Gottes in der Bibel mir heute etwas zu sagen hat. Ich muss zulassen, dass die Worte Gottes in meinem Herzen Wurzeln schlagen und meine Werte und Einstellungen in Frage stellen. Ich muss keine Worte Gottes auswählen. Paulus rät: „Lasst die Worte Gottes in all ihrem Reichtum ein Zuhause in euch finden“ (Kol 3,16).
Wichtig ist auch das persönliche Gebetsleben. Hier rede ich mit Gott in meinen eigenen Worten. Ich öffne ihm mein Herz. Dies nennt Hanna „meine Seele vor Gott ausgießen“ (1Sam 1,15). Das persönliche Gebetsleben hilft, den Glauben und die persönliche Beziehung zu Christus zu vertiefen. Aber Achtung! Ich muss demütig und ehrlich in meinen Gebeten sein.
Der letzte Punkt ist die Teilnahme an den Angeboten der Kirche. Die Sonntagsmesse ist gut, aber nicht genug. Ein authentischer Glaube drückt sich in der Gemeinschaft der Gläubigen aus. Hier werden meine geistigen Begabungen offenbar und genutzt, um die Kirche als den Leib Christi aufzubauen. Die Gemeinschaft der Gläubigen macht uns stärker. Sie gibt uns die Möglichkeit, zu lernen und in unserem Glauben zu wachsen. Besonders ermutigt uns die Gebetsgemeinschaft. Die Gemeinde erinnert uns daran, dass wir auf dem Weg unseres Glaubens nicht allein sind. Das Wort Gottes rät uns: „Seid nicht wie andere, die unseren Versammlungen fernbleiben, sondern ermutigt euch gegenseitig; umso mehr, als ihr seht, wie der Tag näher rückt“ (Heb 10,25). Jesus selbst traf seine Jünger meistens als Gemeinschaft von Gläubigen.
All die Fakten, die ich oben besprochen habe, sind überall anwendbar. Sie sind an jedem Ort dieselben, wo ein authentischer Glaube erforderlich ist. Es gibt keine geografische Beschränkung. So steht der Glaube in meiner Heimat Nigeria und in meiner bayerischen Pfarrei vor der gleichen Herausforderung.
Jesus Christus ist die universelle Realität. In hohem Maße müssen wir Jesus Christus lieben. Wenn wir ihn lieben, wird sich das in unserem Glauben an ihn heute zeigen, woher auch immer wir kommen. Lieben wir Jesus Christus wirklich?
Wahrer Glaube an Jesus Christus macht unangreifbar für die Trends und die gesellschaftlichen Bedrohungen unserer Zeit.
Livinus Makuochukwu Ngwu, Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft Ottmaring