Das Christliche Integrationszentrum (CIZ) ist ein Integrations-, Betreuungs-, Bildungs- und Begegnungszentrum, das bereits seit 2005 die offizielle Anerkennung der Stadt Augsburg als soziale Einrichtung hat. Es hat sich aus einem russischsprachigen Sorgen- bzw. Seelsorgetelefon entwickelt. Inzwischen beheimatet es messianische Gemeinden, den Agape-Pflegedienst und verschiedene Bildungs- und Beratungsangebote. Ziel ist es, Menschen, gleich welchen Alters, welcher Konfession und Herkunft zu helfen, in welcher Notlage auch immer. Dabei ist ihnen das Doppelgebot der Liebe das Wichtigste: „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben … und deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mk.12,31) Im folgenden Interview wird die Konkretion dieses Liebesdienstes deutlich.
Über die Praxis dieser besonderen Versöhnung führte unsere Redaktion (R) eine Gespräch mit Irina Buchmüller (IB), der Initiatorin und Vorsitzenden des CIZ – Christliches Intergrationszentrums Augsburg
Das Gespräch:
Redaktion (R): Wie gebt ihr die Liebe des Vaters weiter?
Irina Buchmüller (IB): Die biblische Grundlage unseres Dienstes ist das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter. Darin geht es um die Frage: „Wer ist denn mein Nächster?“ Jesus antwortet: Es ist der, der mir vor den Füßen liegt und meine Hilfe braucht. Darum wollen wir den Menschen überall dort dienen, wo sie unsere Hilfe brauchen. Das ist Dienst in verschiedenen Lebensnotlagen. Zurzeit sind es besonders die ukrainischen Flüchtlinge, die unsere Hilfe brauchen. Wir beraten, pflegen, geben Kleidung weiter, suchen Wohnungen für ukrainische Flüchtlinge und dergleichen mehr. Bisher konnten wir über 350 Flüchtlinge an private Quartiergeber vermitteln.
R: Welche Erfahrungen macht ihr, wenn ihr anderen einfachen Liebesdienst erweist?
IB: Hunderte von unseren ehemaligen Klienten, Atheisten oder „getaufte Christen“, die überhaupt nichts von der Botschaft Christi wussten, haben durch unseren Dienst zu einem lebendigen Glauben und zu einer lebendigen Beziehung zum Vater gefunden. Durch die Verkündigung der Frohen Botschaft an die jüdischen Migranten ist die messianisch orientierte Christen-Gemeinde Schalom am 22.06.2011 entstanden. Drei unserer ehemaligen Klienten arbeiten heute im Vorstand des CIZ mit und weitere wurden Mitglieder des CIZ oder sind im Ehrenamt tätig.
R: Ihr arbeitet mit verschiedenen Nationalitäten und Glaubensrichtungen zusammen. Führt das nicht zu Konflikten?
IB: Für mich persönlich heißt es so: Nimm jeden so an, wie er ist, und erlaube, dass die Liebe Gottes ihren Dienst tut. Wir staunen, wie gut die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Nationalitäten funktioniert. Wir legen Wert darauf, dass jeder den anderen annimmt und respektiert. So kann ein friedliches Zusammenleben gelingen. In der Gründungsphase hat Gott mir ein Bild gegeben: einen Altar mit vielen unbehauenen Steinen. Ich verstehe das so, dass er uns viele ganz unterschiedliche Menschen senden wird und sie als lebendige Steine zusammenfügt.
R: Wir wissen, dass sich bei euch eine messianische Gemeinde trifft – die Schalom-Gemeinde. Zugleich habt ihr ein gutes Verhältnis zur Augsburger Synagoge und der dortigen jüdischen Kultusgemeinde. Ist das inzwischen selbstverständlich?
IB: Ja, wir haben mit unserem Agape-Pflegedienst ein Angebot einrichten können, das speziell auf jüdische Mitbürger ausgerichtet ist und alle Auflagen für die Pflege jüdischer Menschen erfüllt. Das ist für die jüdische Kultusgemeinde eine große Hilfe und wird sehr gern in Anspruch genommen. Wir pflegen auch Holocaustüberlebende
R: Ihr seid in der Ukrainearbeit engagiert. Bei euch treffen ukrainische Flüchtlinge auf Menschen, die ursprünglich in Russland gelebt haben. Führt das zu Spannungen?
IB: Die ukrainischen Flüchtlinge machen hier die Erfahrung, dass ihnen von Menschen, die in ehemaligen Sowjetrepubliken aufgewachsen sind, geholfen wird. Sie erfahren, dass ihnen einfach geholfen wird – ohne Vorbedingung – genau so wie beim barmherzigen Samariter. Das tut ihrer Seele wohl und hilft, Wunden zu heilen. Gleichzeitig überbrückt es Sprachbarrieren.
R: Wie geht ihr mit Konflikten um? Bzw. kannst du von Erfahrungen mit dem Thema Versöhnung berichten? Wie sieht Versöhnung bei euch praktisch aus? Habt ihr Versöhnung überhaupt nötig?
IB: Versöhnung haben wir immer nötig. Aus der erlebten Versöhnung mit Gott wird Versöhnung mit den Menschen möglich und natürlich auch untereinander. Versöhnung heißt Frieden schließen nach einem Streit oder Konflikt, sei es in der Partnerschaft, in der Familie, in der Schule oder in der Gesellschaft. So verstehen wir Versöhnung im Alltag. Sie soll die Beendigung eines Konfliktes nach Aufarbeitung der Geschehnisse ermöglichen. Versöhnung ist für uns ein zentrales Thema. Post-Konfliktgesellschaften sind sozial und seelisch tief verletzte und gespaltene Gesellschaften. Nicht verheilte Wunden der Vergangenheit zwischen Individuen und Gruppen können jederzeit wieder aufbrechen und zu einem Rückfall in die Gewalt führen. Darum ist Versöhnung so wichtig. Unser Integrationsdienst ist sehr verwandt mit dem Versöhnungsdienst und das ist für das CIZ-Team eine Berufung.
Wir danken herzlich für dieses Gespräch!
Die ukrainischen Flüchtlinge machen hier die Erfahrung, dass ihnen von Menschen, die in ehemaligen Sowjetrepubliken aufgewachsen sind, geholfen wird. Das tut ihrer Seele wohl und hilft, Wunden zu heilen.
Autor
CIZ, Augsburg
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Christliches Integrationszentrum Augsburg e.V.
Das CIZ ist ein Integrations-, Betreuungs-, Bildungs-, und Begegnungszentrum, das bereits seit 2005 die offizielle Anerkennung der Stadt Augsburg als soziale Einrichtung hat.