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Heimgang von Luitpold Schatz
Vielen der Leser des Quatemberboten war Luitpold Schatz wohlbekannt, nicht zuletzt als jahrelanger Redaktionsleiter des Quatemberboten. Am 16. Juli 2014 durfte er im hohen Alter von 89 Jahren heimgehen in die himmlische Heimat. Als unbeirrbarer Zeuge bruderschaftlichen Lebens und Diakon der Einheit wird er uns in Erinnerung bleiben. Ein von ihm selbst verfasster Artikel aus einer früheren Ausgabe sowie ein Gebet soll ihn nochmals zu Wort kommen lassen:

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Noch einmal werde ich bebend machen nicht allein das Erdland, sondern auch den Himmel. Aber das Noch einmal macht die Verwandlung der Erschütterten zu Neugeborenen offenkundig, damit sie nicht mehr Erschütterte seien (Hebr 12, 26f nach Codex Sinaiticus).

Diese Aussage bezieht sich auf die Botschaft des Propheten Haggai: So spricht der Herr der Heerscharen: Nur noch einmal werde ich den Himmel und das Erdland, das Meer und die Wüstenei erschüttern.
(Hag 2,6).

Der Prophet spricht dies angesichts des zerstörten Tempels und verheißt die Zukunft des Reiches Gottes im Sinn des endgültigen Berges Zion und Jerusalems mit der unveränderlichen Gegenwart Gottes im Heiligtum.
Das Hebräerwort schildert uns nicht nur, wie die Vollendung des göttlichen Heilsplanes vollzogen wird, also durch Erschütterung von Himmel und Erde. Es schildert uns auch, wer diese Vollendung vollzieht: der Herr der Heerscharen bzw. der vom Himmel zu uns redet. Es schildert uns auch, was der Allmächtige erschüttern wird, nämlich Himmel und Erde.

Aus dem allen schließe ich, dass es eine endgültige Vereinigung von Gottheit und Menschheit geben muss, die nicht einem Automatismus oder einer Evolution gelingen kann. Selbstverständlich, die auch nicht unserem Äon zugerechnet werden kann.

– Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Diese Vereinigung ist nicht machbar.
Evolutionen ereignen sich trotzdem. Aber hier ist derselbe Unterschied wie zwischen Bereitung des Embryos im Mutterleib und dem Ausstoß in die ihm bisher verschlossene Welt. Nur ein mächtiger Eingriff des Herrn schafft jene Eröffnung der unbekannten Welt, wo die beeinträchtigten Beziehungen zwischen Außen und Innen, zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem zu einem unverrückbaren bleibenden Zustand zusammengeführt werden. Aber dazu bedarf es einer mächtigen Erschütterung aller bisher geltenden Wertigkeiten, einer Umwandlung von Himmel und Erde. Da, so ist anzunehmen, kommt alles ins Wanken. Aufbruch ereignet sich und Unzulänglichkeiten lassen sich durchdringen. Es wird nicht solch ein Aufbruch sein, wo das Bisherige in gewohnten Gesetzen mit neuem Tempo abläuft. Aber es wird so sein, wo das Bisherige in gesetzübergreifenden Frieden des ewigen Gottes mündet. Die gottgewollte Einheit gestaltet sich.

Erst dann bricht letzte Versöhnung zwischen Innen und Außen auf, und so wird beides eins. So wie dann offenbar wird, was bisher verborgen war! Erst dann werden wir existenziell erkennen, wer wir sind und wer der dreieinige Gott ist. Leib, Seele und Geist des ganzen Kosmos gehen nicht mehr getrennte Wege. Weltvollendung und Geistleiblichkeit erstehen aus dem erbebenden letztmaligen Chaos.

Ist das nur Zukunftshoffnung?
Zukunftshoffnung auf jeden Fall, aber nicht nur Zukunftshoffnung. Immer ist jede kleine oder große Gegenwart eine Abschattung des Kommenden. Das gilt auch für die Erschütterungen in unserem Leben. Sie lassen uns erbeben, damit sich Neues gestalten kann.

Was wir nicht vermögen, weder durch soziale noch religiöse Anstrengungen, das vermag der souveräne Eingriff des Herrn. Dabei geschieht immer eine Verwandlung und diese dürfen wir als Angeld der letzten Verwandlung in unser Lebenskonto eintragen. Die letzte und jeden Menschen dieses Äons treffende Erschütterung wird ihm im eigenen Tod begegnen. Vermutlich wird ihm spätestens dabei erkennbar sein, wie sehr Leib, Seele und Geist ihr jeweiliges Eigenleben treiben. Wir können mit unseren Mitteln die Spaltung der eigenen Existenz nicht beheben. Darum sollten wir die Erschütterungen in unserem Leben nicht zur Katastrophe erklären. Ohne sie – bis hin zur letzten – werden wir das Ziel nicht erreichen.

Auf seine Art sagte es auch Adolf Schlatter:

“Wenn der große Zusammenhang, den das göttliche Reich zwischen den Himmlischen und Irdischen gestiftet hat, in Kraft hervorbrechen und erscheinen wird, dann gibt es eine gänzliche Erschütterung der gegenwärtigen Welt. Jetzt ist jener Zusammenhang noch verborgen und unsichtbar, weil die Natur sich als Grenze und Scheidewand zwischen die untere und die obere, die diesseitige und jenseitige Region stellt. Gott wird Zion zu seiner Zeit hervorstellen und die natürliche Welt neu gestalten.”

Diese Erschütterung der natürlichen Dinge, die die Offenbarung des Christus bringen wird, ist jedoch die letzte. Aus jener letzten Erschütterung tritt dann derjenige Weltbau hervor, der mit ungetrübtem Glanz von Gottes vollkommener Güte Zeugnis gibt.

Luitpold Schatz